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Berlin: Little Italy auf Rädern

Auf dem Schloßplatz stehen wieder die Wohnmobile. Nicht mehr lange: Der Bezirk Mitte will den Platz mit Pollern sperren

Es gibt sicher lauschigere Campingplätze als den schattenlosen Parkplatz vor der stumpf gewordenen Glasfassade vom Palast der Republik. Trotzdem ist der Schloßplatz dieser Tage bei Campern wieder sehr beliebt. Über 40 Wohnmobile stehen hier durchschnittlich, die meisten davon kommen aus Italien.

„Von Freunden habe ich gehört, dass man hier sein Wohnmobil abstellen kann“, sagt Mario Bertocci aus Bari. „Wir waren auch schon einmal kurz nach dem Mauerfall hier.“ Die Polizei unternehme nichts gegen die Camper. Im Gegenteil: Er fühle sich durch sie beschützt. Dass die Polizisten vor allem wegen des nahen Außenministeriums regelmäßig die Umgebung kontrollieren, wusste er nicht. „Es fehlt aber ein zentraler Abstellplatz für Camper in Berlin“, sagt ein Tourist aus Rimini. Er will seinen Namen nicht nennen. „Wir kamen nachts aus Dresden, sind dann zwei Stunden auf der Suche nach einem Platz durch Berlin gekurvt und schließlich hier gelandet“, erzählt er. In allen größeren Städten Europas habe er solche Stellplätze für Wohnmobile vorgefunden. Viel Geld ausgeben müsste die Stadt dafür nicht, sagt der Italiener. Er wäre auch bereit, fünf bis zehn Euro für eine Nacht auf einem zentralen Stellplatz mit Wasseranschluss und Müllcontainern zu bezahlen. So würde die Gemeinde ihre Investitionen für den Stellplatz schnell wieder einspielen, glaubt er.

Die Camper kennen den Stellplatz inzwischen durch Mundpropaganda und bleiben nicht länger als zwei Tage. Bis 1999 hat „Plein Air“, das Magazin des italienischen Camperverbands, seinen Mitgliedern den Ort als Schlafplatz empfohlen. Ein Jahr später reagierte der Bezirk Mitte und sperrte den Platz gegen die wilden Camper. Teile des Schloßplatzes wurden in den letzten Jahren begrünt, andere verschwanden hinter dem Bauzaun, der im Zuge der Asbestsanierung des Palast der Republik aufgestellt wurde. „Durch das Ende der Sanierungen entstand wieder Platz, den jetzt die Camper belegen“, sagt Dorothee Dubrau, Baustadträtin im Bezirk Mitte. „Das Parken der Wohnmobile ist illegal.“ Die Räumung des Platzes sei Aufgabe der Polizei. Der Platz soll schon nächste Woche erst provisorisch, dann mit Pollern, gesperrt werden. Der Bezirk plant, den Platz für Reisebusse vorzuhalten und vorläufig als Parkraum zu bewirtschaften.

Beim Senat kennt man das Problem mit den fehlenden innerstädtischen Stellplätzen für Camper sehr wohl. „Es sieht natürlich nicht schön aus, aber aus wirtschaftlichen Gründen dulden wir – im gesetzlichen Rahmen – die Camper“, erklärt Petra Rohland von der Stadtentwicklungsverwaltung. Eine Nacht gelte ohnehin lediglich als Parken. „Diese Regelung lässt sich dehnen“, sagt sie. Wer zwei Nächte oder länger bleiben wolle, brauche hingegen eine Sondergenehmigung.

Till Schröder

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