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Berlin: Lkw-Fahrer übersah Radlerin und tötete sie beim Abbiegen 36-Jährige war auf dem Gehweg unterwegs, die Fußgängerampel zeigte grün. Sieben Fahrradfahrer starben in diesem Jahr auf den Straßen der Stadt

Das Entsetzen will nicht weichen. Immer noch können die Fußgänger nicht fassen, was sie eben erlebt haben: Vor ihren Augen starb ein Mensch.

Das Entsetzen will nicht weichen. Immer noch können die Fußgänger nicht fassen, was sie eben erlebt haben: Vor ihren Augen starb ein Mensch. Überrollt von einem Lastwagen. Gegen halb zwölf heben zwei mit roten T-Shirts bekleidete Mitarbeiter der Gerichtsmedizin die weißen Laken, mit der die Leiche der Radfahrerin bedeckt ist. Dann gehen die Männer zurück zum Transporter mit der weißen Aufschrift „Gerichtsmedizin“. Ein Polizist fotografiert die Unfallspuren an dem vollständig zerbeulten Rad: Etwa zwei Stunden zuvor war die Radfahrerin von einem rechts abbiegenden Lastwagen erfasst und tödlich verletzt worden. Für sie kam jede Hilfe zu spät – sie starb noch am Unfallort auf der Gormannstraße in Mitte. Das Opfer konnte erst Stunden nach dem Unfall zweifelsfrei identifiziert werden: Es handelt sich um eine 36-jährige Frau. Der 50 Jahre alte Lkw-Fahrer einer Berliner Baufirma erlitt einen Schock und kam ins Krankenhaus.

Der Unfall ereignete sich gegen 9.30 Uhr an der Ecke zur Torstraße. Der mit zwei leeren Schuttcontainern beladene Lkw hatte noch einen zweiachsigen Anhänger und fuhr die Torstraße in Richtung Brunnenstraße. An der Einmündung der Gormannstraße wollte er nach rechts abbiegen. Die Ampel an der Kreuzung zeigte für ihn grün – aber auch die Fußgängerampel über die Gormannstraße gab den Weg geradeaus frei. Die Radfahrerin fuhr parallel zum Lkw, allerdings auf dem Fußweg, und radelte dann über die Fußgängerfurt. Der Lastwagen erfasste sie, die Frau stürzte und wurde überrollt. Die Beamten nahmen das alte blaue Damenrad mit dem schwarzen Einkaufskorb, der auf den Gepäckträger montiert war, für weitere Untersuchungen mit.

Eine Zeugin berichtete, der Lastwagen sei sehr langsam gefahren. Es habe Stau auf der auf der Torstraße geherrscht. Mit geringer Geschwindigkeit sei der Lkw-Fahrer in die schmale Gormannstraße abgebogen, deren Fahrbahn obendrein durch parkende Autos beiderseits eingeengt wird.

Nach dem Unfall erlitt der Fahrer einen Nervenzusammenbruch. Unter Tränen habe er immer wiederholt: „Ich habe sie doch nicht gesehen. Ich habe sie doch nicht gesehen“, berichtete die Zeugin. Erst nach rund 15 Minuten seien Polizei und Notarzt eingetroffen. Offenbar hatten sie ebenfalls große Probleme, durch den Stau zu kommen. Warum der Lkw-Fahrer die Frau nicht rechtzeitig gesehen hatte, ist noch ungeklärt. Mit Rückspiegeln sei das Fahrzeug „optimal ausgestattet“, sagte ein Beamter der Verkehrspolizei, die über zwei Stunden am Unglücksort und am Lastwagen Spuren sicherte. In dieser Zeit war nicht nur die Gormannstraße, sondern auch die Torstraße ab der Schönhauser Allee in Richtung Westen gesperrt.

Der Lastwagen verfügte nicht über einen Dobli-Spiegel, der den toten Winkel auf ein Minimum reduziert. Aber er hatte zwei große Außenspiegel sowie einen Rampenspiegel, der oberhalb des rechten Seitenfensters montiert ist. Die Polizei gab den Lkw nach ihrer Untersuchung sofort frei. Ein Mitarbeiter der Baufirma fuhr den Wagen anschließend weg.

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