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Berlin: Loriots Wiege des Humors

Die Stadt Brandenburg würdigt ihren Ehrenbürger Vicco von Bülow mit der neuen Ausstellung „Moooment!“.

Brandenburg (Havel) – Eine geschwungene Nudel schmückt in diesen Tagen erstaunlich viele Sakkos, Hemden, Blusen und T-Shirts in der Stadt Brandenburg. Die Träger geben sich damit nicht nur als Fans des „bekanntesten und größten Sohnes“ ihres Heimatortes zu erkennen, wie Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU), erklärte. Sie unterstützen mit dem Kauf der Anstecknudel auch eine Ausstellung im sanierten Bürgerhaus inmitten der Altstadt. Für deren Titel haben die Organisatoren ein ähnlich bekanntes Markenzeichen des hier geehrten Mannes gewählt: „Moooment!“ Klar, dass hier an Vicco von Bülow alias Loriot erinnert wird. Eine Etage im ältesten Fachwerkhaus der Mark ist dem 1923 in der Stadt geborenen Humoristen, Schauspieler, Autor – und nicht zu vergessen – Ehrenbürger gewidmet.

Die große Resonanz auf die Eröffnung sagte alles über die besonderen Beziehungen der Brandenburger zu dem Mann, der als Dreijähriger nach der Trennung seiner Eltern zur Großmutter nach Berlin kam. „Seine Geburtsstadt lag ihm am Herzen“, sagte die Initiatorin Katrin Arndt. „Hier setzte er sich für die Rettung des Doms und anderer Denkmäler ein und unterstützte mit seiner Stiftung Kinder aus sozial schwachen Familien.“ Außerdem habe Loriots Besuch zu Mauerzeiten im Mai 1985 eine bis heute unschätzbare Wirkung ausgelöst.

Die Idee zu einer Einladung des damals am Starnberger See wohnenden Künstlers hatten die Eltern Katrin Arndts. Ihre Mutter leitete damals das Dommuseum und setzte mit Hilfe der evangelischen Kirche alle Hebel in Gang, um Zeichnungen, Bücher, Fotos und natürlich Loriot selbst nach Brandenburg zu holen. Altbischof Albrecht Schönherr schaffte die Dokumente persönlich über die Grenze. Während die für Veranstaltungen zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung angaben, „Vicco von Bülow nicht zu kennen“ und die Stasi das Ereignis schlichtweg unterschätzte, sprach sich der Besuch trotz fehlender Werbung schnell herum. Statt der erwarteten 250 drängten sich 1400 Menschen im Dom und lauschten dem Gast aus dem Westen. Der gab hier einen seiner Klassiker, die Bundestagsrede, zum Besten. Die DDR-Behörden hatten ihm politische Äußerungen untersagt. Sie kann heute in der Ausstellung erneut gehört werden: „Politik bedeutet, und davon sollte man ausgehen, das ist doch – ohne darumherumzureden – in Anbetracht der Situation, in der wir uns befinden...“ In Erinnerung blieb auch sein Satz, wonach er „mit Respekt und Liebe in die DDR gekommen“ sei. Das brachte ihm gerade im Kalten Krieg viele Sympathien ein. „Dieser Besuch war eine der größten Überraschungen in der DDR-Kulturpolitik“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck in einem Grußwort zur Ausstellung. Er bezeichnete die Schau eine „fantastische Idee“. Denn ein Leben ohne Loriot wäre natürlich möglich, sagte der Regierungschef. „Aber es wäre völlig sinnlos.“

Zu sehen sind neben vielen Dokumenten, Zitaten und Filmszenen auch ein Kinderwagen und ein Teddy. Den Kinderwagen mit Porzellangriff und beschichtetem Segeltuch aus den Brennabor-Werken verarbeitete Loriot in seiner Geschichte „Erste Liebe“ und der Teddy gilt als erstes Geschenk eines Brandenburgers. 1924 hatte ein Kaufhausbesitzer den kleinen Vicco so reizend gefunden, dass er ihm spontan einen weißen Steiff-Teddy überreichte. Die Ausstellung verkauft heute wieder solche Teddys. 50 Cent gehen immer an Loriots Stiftung. Dem Künstler hätte die Idee bestimmt gut gefallen.

Die Ausstellung in der Brandenburger Bäckerstraße 14 ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es gibt auch Flyer für einen Rundgang zu Lebensstationen Loriots in seiner Geburtsstadt. Weitere Informationen im Internet unter der Adresse www.moooment-loriot.de

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