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Berlin: Lotti Huber unterm Hammer

"Ich bin drin", jubelt Boris Becker. Das Internet aber, für das der Tennis-Star wirbt, schadete Lotti Huber in der Bar jeder Vernunft.

"Ich bin drin", jubelt Boris Becker. Das Internet aber, für das der Tennis-Star wirbt, schadete Lotti Huber in der Bar jeder Vernunft. Natürlich nicht ihr persönlich, hat doch die exzentrische Dame, Diseuse und Dichterin ihre Anhänger 1998 für immer verlassen. Ihre schrille Pracht aus wallenden Gewändern, zentnerschwerem Schmuck und glamourösen Kopfbedeckungen kam unter den Hammer - für einen guten Zweck - eine Musiktherapiestelle für das Berliner Behandlungszentrum für Folteropfer.

Vor der Auktion "Lotti unter dem Hammer" gab es ein Programm. Mit Volker Hassemer, der in braunkariert-biederem Outfit etwas fremdelte, ansonsten aber als Partner für Berlin artig die Gäste begrüßte und himmlische Verbindungen offenbarte. War er doch überzeugt, "dass Lotti uns von oben zuguckt". Die hatte viel zu sehen. Außer ihren Fansvor allem ihren Freund und Filmentdecker Rosa von Praunheim. Der kam in seiner Berlinale-Berufskleidung, einer Art Jogginganzug, der offenbarte, dass auch der schönste Paradiesvogel vor Alterspeck nicht sicher ist. Lotti ist noch immer Rosas Muse. Von einem Museum für sie träumt der Regisseur, darin "Lotti für immer - ausgestopft und mit eingebauter Stimme". Vorerst ließ Barbara Schöne den Star auferstehen - mit Texten, die diese "Affengeil" genannt hatte. Danach sang - die Knöchelchen in roséfarbenes Leder gepresst - Tim Fischer etwas vom Alpenglühen. Selbst dadurch geadelt, dass Lotti schon an ihn glaubte, als ihn noch keiner kannte. So wie "Marie Marlene v. P." am Abend. Naja. Lottis Pracht führten dann Berliner Nachtgestalten vor, bevor alles zu Geld gemacht wurde; schon die zweite Robe kam von 350 auf 1500 Mark.

Das hätte richtig Kohle bringen können - wenn man nicht à la Becker ins Internet gegangen wäre. "Drinnen" wartete Ricardo.de. darauf, dass Hamburger den Berlinern die Lotti wegsteigern. Taten sie auch - ohne Konkurrenz. Im Spiegelzelt stieg das Publikum sauer aus. Erst als es live weiterging, kamen nochmals ein paar Mark zusammen, aber die Luft war raus - und etliche Gäste auch.

hema

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