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Berlin: Love Parade auf „Kindergarten-Niveau“

Potenzielle Sponsoren nehmen Veranstalter nicht mehr ernst

Sie gehört zu den größten, beliebtesten und international am meisten beachteten Veranstaltungen Berlins. Wirtschaftlich gesehen aber steht die Love Parade vor dem Aus. Die Suche nach einem Großsponsor verlief bislang ohne Erfolg. Schuld daran ist jedoch nicht nur die schlechte Wirtschaftslage, sondern auch der unprofessionelle und chaotische Umgang des Veranstalters mit potenziellen Geschäftspartnern. Das sieht zumindest der Konzern Samsung so, der sich, wie berichtet, kürzlich als Sponsor verabschiedet hat. „Der Stil des Umgangs war geprägt von dauernd neuen Informationen, Halbwahrheiten oder sogar Lügen, die im Umfeld der Diskussion beinahe täglich kolportiert wurden“, kritisiert der Marketing-Direktor Thomas Ferrero. Im Verlauf der Gespräche habe man bei Samsung den Eindruck gewonnen, es „mit keinem ernsthaften Partner zu tun“ zu haben. Die Bilanz des Managers: „Ein Weltkonzern wie Samsung kann sich einen Umgang auf einem solchen Niveau nicht erlauben.“

Auch andere Unternehmen, die mit der Love Parade GmbH über ein Sponsoring des für Juli geplanten Umzugs verhandelt haben, fühlen sich schlecht behandelt. „Wir haben schon seit Wochen nichts mehr von unseren Gesprächspartnern gehört – was bei den hohen Summen, um die es geht, sehr unüblich ist“, klagt der Vertreter eines Konzerns, der ein Co-Sponsoring erwägt und namentlich nicht genannt werden möchte. „So langsam vermuten wir, dass es in diesem Jahr keine Parade geben wird.“

Verschärft hat sich das Problem aus Sicht der potenziellen Sponsoren Ende vergangenen Jahres: Da zog sich der bisherige Geschäftsführer der Love Parade GmbH, Fabian Lenz, aus dem Geschäft zurück. Seitdem ist der Posten vakant, die Unternehmen haben keinen verantwortlichen Ansprechpartner für Sponsoring-Gespräche mehr, bei denen es dem Vernehmen nach um Einzelbeträge von bis zu 600 000 Euro geht. Statt eines Ansprechpartners gibt es eine Vielzahl, von denen offenbar nicht alle etwas vom Geschäft verstehen. Ein enttäuschter Manager, der anonym bleiben möchte, beklagte sich gar über Verhandlungen „auf Kindergarten-Niveau“.

Die Führungslosigkeit der Veranstalterfirma ist aber nur eines von mehreren Problemen, sagt Samsung-Manager Ferrero. Ein anderes sei die kurze Frist, innerhalb derer die Love Parade an potenzielle Sponsoren herantrete. Schon im vergangenen Jahr habe der Konzern klargestellt, dass eine Budgetierung für Sponsormaßnahmen bereits im Vorjahr stattfindet „und nicht wenige Monate vor einem Event dieser Art“. Diese Kurzfristigkeit sowie die unrealistischen finanziellen Vorstellungen der Love-Parade-Macher hätten bereits im vergangenen Jahr zu einer Absage durch Samsung geführt. „Ein ähnliches Szenario spielte sich auch dieses Jahr ab“, sagt Ferrero.

Die Sprecherin der Love Parade GmbH, Sünje von Ahn, weist die Vorwürfe zurück. So habe jeder potenzielle Partner feste Ansprechpersonen, die die Verhandlungen führen. Dazu gehören neben Unterstützern wie dem Musikmanager Tim Renner diverse Einzelpersonen, die jeweils persönliche Kontakte hätten, sowie mehrere Agenturen. Namen will von Ahn aber nicht nennen.

Spätestens Anfang April wollen die Paraden-Macher bekannt geben, ob der Umzug wie geplant stattfindet oder nicht, kündigt Sünje von Ahn an. Dann werde der Veranstalter auch zu Gerüchten Stellung nehmen, der Musik-Manager Tim Renner wolle nicht mehr neuer Geschäftsführer der GmbH werden. Bis dahin lehnen die Sprecherin und Renner, der hauptberuflich die neue Radiostation Motor FM leitet, Kommentare über Interna kategorisch ab.

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