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Berlin: Love Parade: Tod an der Siegessäule: Der Messerstecher von 1999 ist noch immer in Freiheit

Ein Jahr ist es her, dass der 27 Jahre alte Alexander A. sterben musste.

Ein Jahr ist es her, dass der 27 Jahre alte Alexander A. sterben musste. Eine an sich harmlose Rempelei nahe der Siegessäule während der Love Parade 1999 kostete dem Vater eines inzwischen drei Jahre alten Jungen das Leben, sein Begleiter wurde schwer verletzt. Der Täter ist noch immer in Freiheit. Unter dringendem Tatverdacht erließ die Polizei inzwischen Haftbefehl gegen den 19-jährigen Türken Ismail A. Dieser hatte sich bereits fünf Tage nach der Tat nach Anatolien abgesetzt. Dort lebt er noch immer.

Inzwischen gibt es aber offenbar Bestrebungen seiner Anwälte, durch einen Handel mit der Staatsanwaltschaft seine Rückkehr nach Berlin zu ermöglichen. Denn offenbar fühlt sich der in Berlin geborene und aufgewachsene Großstadtmensch Ismail in der traditionellen Gesellschaft des ostanatolischen Dorfes nicht sonderlich wohl. Für die Tat erwartet den Verdächtigen hier eine drei- bis vierjährige Jugendstrafe. Bei guter Führung wäre ihm eine vorzeitige Entlassung auf Bewährung nach spätestens zwei Dritteln der Strafe sicher.

Der Verdächtige war bereits wenige Tage nach der Tat von der Mordkommission als Zeuge vernommen worden. Aber erst Monate später richtete sich der Verdacht gegen den Mann. Da hatte er Berlin längst verlassen und war bereits in die Türkei geflohen. Er hatte von der Türkei aus "intensive telefonische Kontakte" mit seinen hier lebenden Angehörigen, wurde aus Justizkreisen bekannt. Offenbar wurden diese Gespräche abgehört.

Dennoch kennt man seinen genauen Aufenthaltsort in der Türkei nicht, denn Ismail reist offenbar viel und hält sich nur selten für längere Zeit an einem Ort auf. Eine Auslieferung durch die türkische Justiz an die Berliner Behörden muss er nicht fürchten. Daher wurde bisher auch darauf verzichtet, einen internationalen Haftbefehl zu beantragen.

Dass die Mordkommission ein Kabinettstück vollbracht hat, als es ihr gelang, unter rund 1,5 Millionen Besuchern der Love Parade den Hauptverdächtigen zu identifizieren, darf als unbestritten gelten. Dabei fingen die Ermittlungen wenig erfolgversprechend an. Zwar fanden die Ermittler sehr schnell eine Zeugin, die sogar den Streit zwischen den Männern, der den Messerstichen vorausgegangen war, fotografierte. Aber ausgerechnet auf dem Foto, auf dem der Täter abgelichtet war, ragte ein Zweig in das Bild und über das Gesicht des Messerstechers. Dieser war nicht zu erkennen.

Aber es gelang der Polizei, etwa zehn Personen auf dem Foto zu identifizieren, ausfindig zu machen und zu befragen. Langsam schälte sich ein Bild des Täters heraus. Die Folge war ein Phantombild, mit dem die Mordkommission nun fahndete. Zwar gingen auch danach noch Hinweise ein, die aber keine neue konkrete Spur ergaben.

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