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Berlin: Luftnummer

Es schwebt über uns wie ein weiß-silbernes Wölkchen. Es ist beschriftet, mit etwas Mühe lässt sich der Name einer Automarke erkennen.

Es schwebt über uns wie ein weiß-silbernes Wölkchen. Es ist beschriftet, mit etwas Mühe lässt sich der Name einer Automarke erkennen. Das Luftschiff, das seine Bahnen am Berliner Himmel zieht, erfreut viele am Boden. Ein schöner Anblick, sagen die Leute. Aber manchem ist das Wölkchen zu laut. Sie hören kein feines, leises Summen und Säuseln, sondern eher ein hartes Rattern und Knattern in der Luft. Etliche Beschwerden registriert die Polizei am Sonntag. Sie spitzt die Ohren, hört nichts und weiß auch nicht weiter. Lärmempfinden, erklärt die Flugsicherung, sei nun einmal subjektiv. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung habe die Luftnummer genehmigt, der Zeppelin fliege völlig ordnungsgemäß und sei auch nicht zu laut. So ist das mit der Werbung. Sie kann noch so originell und gut gemeint sein – wer zur falschen Zielgruppe gehört, ist vergrätzt. Heute, zum Ferienende, könnte der Berliner Berufsverkehr, den jeder ertragen muss, das Luftschiff lässig übertönen. Dieser Hörtest entfällt. Der Zeppelin ist auf Europatournee – und fast schon entschwebt.

Christian van Lessen

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