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Berlin: Luftnummer

Die Berliner Luft, Luft, Luft ist nicht erst seit Paul Lincke legendär. Daher ist es unverständlich, dass man sie bislang nur wenig vermarktet hat.

Die Berliner Luft, Luft, Luft ist nicht erst seit Paul Lincke legendär. Daher ist es unverständlich, dass man sie bislang nur wenig vermarktet hat. Ihr Verkauf als Touristensouvenir in Dosen ist kaum mehr als eine nette Idee, nichts, womit man das ebenso legendäre Berliner Finanzloch stopfen könnte. Peinlich also, dass das Marktpotenzial ausgerechnet ein Chinese erkannte, dessen Heimat nicht gerade auf lange kapitalistische Tradition zurückblicken kann. WM-Stadionluft in Tüten wollte er verkaufen, scheiterte zwar an der chinesischen Bürokratie, aber welches Tor hat er uns aufgestoßen! Freilich, dahinter lauert auch olfaktorisch Bedenkliches, nicht nur der Duft des grünen Rasens, sondern ebenso die dicke Luft der Umkleidekabinen, dazu die Ausdünstungen abgestandener Bierlachen, von anderen Pfützen ganz zu schweigen. Andererseits ist eine Produktdiversifikation denkbar, die noch individuellste Kundenwünsche berücksichtigt. Für 1.-Mai-Touristen könnte man den Odem Kreuzberger Straßenschlachten abfüllen, mit polizeilichem Echtheitszertifikat für das dabei eingesetzte Tränengas. Und für den Gourmet gibt es, luftdicht abgefüllt, den Bratendunst einer echt Berliner Currywurst.

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