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Berlin: Mädchenauftu-Maschine: "Crazy"-Star Robert Stadlober rockt im Dolmen-Club

Von "crazy" kann keine Rede sein. Drei blonde Mädchen aus gepflegtem Hause tanzen nebeneinander und tragen saubere Watte in den Ohren.

Von "crazy" kann keine Rede sein. Drei blonde Mädchen aus gepflegtem Hause tanzen nebeneinander und tragen saubere Watte in den Ohren. Sie hören deshalb weniger von Robert Stadlober, 17-jähriger Hauptdarsteller aus dem Film "Crazy" und seinem "besten Freund" und WG-Mitbewohner David Winter (schon 21), die auf der Bühne mit ihrer Band "Gary" in die Saiten hauen und auf Rocker machen. Aber das ist nicht so schlimm. Die drei können sich dann einfach nach dem Konzert die Pfropfen lupfen und viel besser verstehen, was ihnen David oder Robert ins Ohr flüstern. Denn die Jungs auf der Bühne machen ja auch nur deshalb jetzt soviel Krach, damit sie nachher flüstern dürfen. In Mädchenohren. Aber aus dem Grund hat ja schon eine ganze Generation Gitarristen Krach gemacht.

Das war, bevor die Mädchen auf DJs standen. "Wenn man mir eine Pistole an den Kopf halten würde, ich sollte mich entscheiden, ob ich schauspielern oder Musik machen sollte, ich würde mich für die Musik entscheiden", hatte Robert vor dem Auftritt noch hinter der Bühne gesagt. Oje. Da hockten die Jungs mit Glitter im Gesicht, Gesten der Rockmusik, rechtschaffen aufgeregt, hinter sich das Bierlager der angrenzenden Kneipe. Nur eine Toilette, die gibt es hinter der Bühne nicht und deshalb muss David vor dem Auftritt auch immer wieder durch die Menge nach ganz hinten. (Und da hatten wir so lange geglaubt, richtige Rockmusiker pinkeln hinter der Bühne in Flaschen!)

Aber eigentlich macht das nichts, denn wenn er wiederkommt, hat er neue Mädchen gesichtet und berichtet seinem besten Freund Robert von deren augenfälligen Vorzügen. Wenn ich vierzehn wäre, hätte ich David ja schon sehr lecker gefunden. Mit diesen lasziven Lippen unter den düsteren Haaren, den grünen Schlangenschuhen. Aber dann wiederum war ich mit vierzehn wohl schon größer als er. Die Musik ist laut und schief, und zum Teil auch noch gecovert. "Peinlich" sagen ein paar Mädchen und gehen. "Gut, dass die noch keinen Plattenvertrag haben", sagt jemand anderes.

Aber die haben noch gar nichts begriffen: Es geht denen nicht um Musik, dies hier ist einfach eine Mädchenauftu-Maschine. Und damit die funktioniert, denken die Jungs auf der Bühne, müssen sie in die Saiten hauen und Rockmusiker mimen. "Nachher" hatte David gesagt, werden sie noch in ihr Kreuzberger Loft ziehen zum feiern. "Kannst mitkommen", sagt er und guckt dabei, als sei ich vierzehn. Naja, die drei Mädchen mit der Watte in den Ohren werden wohl noch da sein.

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