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Berlin: Mahnmal-Stiftung: Nach drei Monaten im Minus Wegen des unerwartet hohen Besucherandrangs stiegen die Ausgaben. Außerdem war die Eröffnungsfeier zu teuer

Die Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ ist in finanziellen Schwierigkeiten. Im laufenden Haushalt fehlen 550000 Euro.

Die Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ ist in finanziellen Schwierigkeiten. Im laufenden Haushalt fehlen 550000 Euro. „Die Budgetplanungen wurden 2003 gemacht und waren unrealistisch“, sagt Uwe Neumärker, seit 1. September Geschäftsführer der Stiftung. Zum einen sei die Eröffnungsfeier teurer ausgefallen als vorgesehen – zum Beispiel, weil man sich entschieden habe, viele ausländische Gäste einzuladen, etwa Holocaust-Überlebende und Mitglieder jüdischer Gemeinden aus ganz Europa. Außerdem habe man nicht mit so vielen Besuchern gerechnet und die Kosten für Sicherheit und Informationsmaterial geringer eingeschätzt. In den ersten dreieinhalb Monaten haben rund 200000 Menschen den unterirdischen Ort der Information besucht, im Durchschnitt 1800 am Tag, 180 in der Stunde.

Weil weder die 14 Mitarbeiter noch die Technik diesem Andrang auf Dauer gewachsen seien, bleibt der Ort der Information künftig montags geschlossen, sagt Neumärker, erstmals morgen. Bisher arbeiteten die Ausstellungsbetreuer in zwei Schichten, damit an sieben Tagen jeweils zehn Stunden geöffnet sein konnte.

Das Jahresbudget von 2,1 Millionen Euro ist größtenteils vom Bund finanziert. Ein kleiner Teil sind Einnahmen der Stiftung aus Führungen und Ausstellungskatalogen. Durch Einsparungen und Umstrukturierungen will die Stiftung das Defizit abbauen. Am 1. September wurden die Preise für Führungen angehoben. Einzelführungen kosten nun drei statt bisher zwei Euro, Gruppenführungen sind um 15 Euro teurer geworden. Sie kosten nun 45 statt 30 Euro (Stelenfeld, Ort der Information) und 55 statt 40 Euro (Stelenfeld, Ort der Information, Nachbereitungsgespräch). Der Besuch der Ausstellung soll aber auch künftig kostenlos sein. „Wir haben eine nationale Aufgabe, Eintritt ist nicht angemessen“, sagt Neumärker.

Gespart werde aber dadurch, dass die provisorische Sicherheitsschleuse und der Garderobencontainer über dem Ort der Information abgebaut wurden. Kontrollen gibt es jetzt nur noch am unterirdischen Eingang zur Ausstellung. „Es hat sich gezeigt, dass die Besucher geduldig sind und keine gefährlichen Gegenstände mitbringen“, sagt Neumärker. Eine Kontrolle reiche. Außerdem wolle man sich intensiver um Spenden bemühen und Drittmittel einwerben, etwa für Ausstellungsprojekte. Möglicherweise müssten aber auch die Zuschüsse des Bundes erhöht werden. „Wir sind eine nationale Gedenkstätte“, sagt Neumärker. „Der Bund ist und bleibt gesetzlich verpflichtet, das Denkmal angemessen zu unterhalten.“

Nach den ersten Monaten sind an den Stelen erste Abnutzungserscheinungen zu erkennen. An manchen Kanten sind Betonstückchen herausgebrochen. Auch das sei eine Folge der vielen Besucher, die oft mit Rucksäcken an die Stelen stoßen, so Neumärker. Aber das sei kein Problem. Die Firma, die die Stelen gebaut hat, werde sie regelmäßig ausbessern.

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