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Berlin: Mal Härte, mal Zurückhaltung: Krawalle hat es bei jeder Taktik gegeben

Nach den Ausschreitungen in Kreuzberg wollen der Innensenator und der Polizeichef bei der Deeskalation bleiben / Pro & Contra: In Zukunft härter durchgreifen?

Deeskalation oder harte Hand? Nach den Ausschreitungen am 1. Mai in Kreuzberg ist eine heftige Debatte um die zurückhaltende Polizeistrategie entbrannt. Die Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber: Innensenator Ehrhart Körting (SPD) bleibt beim Konzept „Gefühl und Härte“, sieht zum eingeschlagenen Weg „keine Alternative“. Polizeipräsident Dieter Glietsch teilt Körtings Auffassung, auch wenn die Polizeiführung nicht hundertprozentig mit der Umsetzung zufrieden ist. Lob kommt von den Grünen: Die taktischen Fehler beim Einsatz änderten nichts an der „Richtigkeit des Konzepts“. Auch der Kreuzberger BundestagsAbgeordnete Christian Ströbele spricht sich vehement gegen eine Änderung der Taktik aus: „Das wäre ganz schlimm.“

Es war das erste große Straßenfest der Saison: Tausende feierten am frühen Abend rund um die Oranienstraße das „Myfest“, das Anwohner und Geschäftsleute organisiert hatten. Auch die beiden Demonstrationen endeten friedlich, das Konzept „der ausgestreckten Hand“ schien aufzugehen. Doch dann schlug eine Gruppe Jugendlicher in Kreuzberg zu. „Gezielt und verabredet“, wie Körting sagt. In der Mariannenstraße warfen die Randalierer mit Steinen und zündeten Autos an. Fast eine Stunde lang konnten rund 300 Gewalttäter ein Seat-Autohaus angreifen, bevor die Polizei die Steinewerfer abdrängte. Es wurden 139 Festnahmen und 98 Sachbeschädigungen gezählt.

Nach den Steinen hagelt nun die Kritik: Von den zwei Polizeigewerkschaften beispielsweise. DPolG-Landeschef Taßler wirft Körting „politische Einmischung in die Polizeitaktik“ vor, die die schweren Krawalle wieder ermöglicht habe. Auch die Oppositionsparteien CDU und FDP kritisieren, dass Körting mit seiner Deeskalationsstrategie versagt habe. Völlig zufrieden ist aber auch Körting nicht. Deshalb will er den Einsatzplan der Polizei für das nächste Mal überarbeiten.

Tatsächlich ist der Streit um die Taktik so alt wie die Traditions-Randale: Vier Innensenatoren haben sich in den vergangenen 16 Jahren bereits am 1. Mai versucht. Mal mit Härte, mal mit Zurückhaltung – Krawalle gab es immer. kf

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