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Der Berlin-Marathon lockt auch in diesem Jahr wieder Zehntausende Laufbegeisterte auf die Straße.

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Marathon: Berlin macht Beine

Über 40.000 Menschen sind am Sonntag beim Marathon am Start. Tausende waren es schon am Samstag beim Mini-Marathon der Schüler und dem Rennen der Skater. Wegen des Regens brauchten die länger als sonst.

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Von weit oben auf dem Spandauer Damm rollt die La-Ola-Welle an. „Heeey!” rufen die Läufer, als sie die Arme hochreißen. Wenn sie wieder stehen bleiben müssen, weil es zu eng wird, freuen sie sich wie Kinder, den Stau mit einem lauten, enttäuschten „Oooh!“ zu kommentieren. Besonders ernst geht es nicht zu beim Frühstückslauf, der traditionell am Vortag des Marathons über sechs Kilometer vom Schloss Charlottenburg zum Olympiastadion führt. Zahlreiche Läufer tragen Luftballons, Perücken und Kostüme, und viele bleiben oft stehen, um Fotos zu machen. Besonders im Olympiastadion. Das tausendfach fotografierte Lächeln auf der blauen Kunststoffbahn scheint zu sagen: „Wie schön, ich bin ja schon fast im Ziel!” Am Samstagmorgen geht es den mehreren tausend Läufern, von denen die meisten auch am Sonntag beim Marathon starten, nicht um persönliche Rekorde, sondern um Spaß und gute Stimmung. Beides spielt für viele auch heute eine Rolle. „Die fröhliche, weltoffene Atmosphäre in Berlin ist etwas Besonderes“, sagt der Niederländer Ron Bakker, der weltweit an Marathonläufen teilnimmt.

Wenn der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), und Schauspieler Til Schweiger am Sonntag um 9.03 Uhr auf der Straße des 17. Juni den Startschuss geben, gehen über 40 000 Teilnehmer aus aller Welt auf die 42,195 Kilometer lange Strecke. Neben Deutschland ist Dänemark mit fast 5000 Läufern die am stärksten vertretene Nation. „Unser Club ist mit 1250 Läufern in Berlin. Wir lieben die tolle Stimmung und die Menschen hier“, sagt die 49-jährige Helle Rahbek vom dänischen „Marathon Travel Club”.

Doch nicht alle, die an diesem Marathonwochenende unterwegs sind, sind Teilnehmer. So wie Familie Zander aus Treptow und Ludwigsfelde: Seit zehn Jahren gehören die drei Frauen der Familie, Karin, Heike und Sabrina, zum festen Helferstamm, der in diesem Jahr aus fast 6000 Freiwilligen besteht. Zanders sorgen mit anderen Ordnern dafür, dass die Läufer ordnungsgemäß in Blöcken starten, damit zu großes Gedränge und Stürze vermieden werden. Um selbst auch ein bisschen laufen zu können, machen die Frauen jedes Jahr beim Frühstückslauf mit. „Am Buffet im Olympiastadion helfen erfahrungsgemäß nur die Ellenbogen“, verrät die 54-jährige Karin Zander lachend.

Die müssen Favoriten wie die Kenianer Patrick Makau und Geoffrey Mutai,die Äthiopierin Bezunesh Bekele und die Deutsche Sabrina Mockenhaupt wohl kaum ausfahren. Dichter wird es weiter hinten im Pulk. Fast 15 000 Teilnehmer kamen 2009 mit einer Zeit zwischen vier und fünf Stunden ins Ziel, fast 10 000 schafften ein Ergebnis zwischen dreieinhalb und vier Stunden. Eine Zeit unter drei Stunden will Dietmar Mücke aus Oberbayern laufen. „Man wird vom Publikum so toll angefeuert, da schafft man fast alles“, sagt der 48-Jährige begeistert. Es ist bereits sein 49. Marathon, er rennt als Pumuckl verkleidet, um Spendengelder für bedürftige Kinder zu sammeln. Und er absolviert seine Läufe stets barfuß. Nasse Schuhe kennt er nicht, vielleicht ein Vorteil beim angesagten Regen.

Mit dem hatten am Sonnabend auch die Skater zu kämpfen, die auch mehr Zeit als sonst für die Strecke benötigten. Bei den Männern siegte der Schweizer Severin Widmer. Bei den Frauen teilten sich Giovanna Turchiarelli aus Italien und die Favoritin Cecilia Baena aus Kolumbien den Sieg. Die Nummer 1 der deutschen Rangliste, Sabine Berg aus Gera, belegte den 5. Rang.

Und während sich rund 10.000 Schüler nach dem Mini-Marathon über T-Shirt, Erinnerungsurkunde und vor allem über die beliebte Medaille freuten, fluchten viele Autofahrer. Wegen der Sperrungen war sowohl im Stadtgebiet als auch auf der Autobahn zeitweise kein Durchkommen mehr. Am Sonntag wird’s wahrscheinlich nicht besser, da hilft nur Umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Oder eben Laufen.

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