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Harte Bedingungen. Marcel Witte saß im Gefängnis Sarita Colonia.

© dpa

Nach Haft in Peru zurück in Deutschland: Marcel Witte: Die Achterbahn ist zu Ende

13 Jahre lang saß der Sohn des früheren Spreepark-Betreibers Norbert Witte in einem berüchtigten Gefängnis in Südamerika. Jetzt ist er zurück - unklar ist, ob er wieder ins Gefängnis muss.

Marcel Witte ist nach knapp 13 Jahren Haft in Peru wieder in Berlin. „Er wurde in der Nacht zu Sonnabend in das Gefängnis Moabit überstellt“, sagte Vater Norbert Witte dem Tagesspiegel. Der heute 36-Jährige war 2003 wegen Drogenhandels im großen Stil festgenommen und dann zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Er saß in einem der berüchtigsten Gefängnisse Südamerikas.

Damit geht das Drama der Berliner Schausteller-Familie in eine neue, möglicherweise glücklichere Runde. Die Geschichte der Wittes, des Kokains und des Spreeparks war bereits 2009 kinoabendfüllend unter dem Titel „Achterbahn“ verfilmt worden.

Alles ist hier mit allem verwoben. Deshalb nur in Kürze: 2001 geht Norbert Witte mit dem Spreepark in Treptow pleite. Er baut heimlich die Karussells ab, verschifft sie nach Peru. Hier geht er wenig später wieder pleite. Um wieder an Geld zu kommen, versteckt er 167 Kilo Kokain in einem Karussell und verschifft es nach Deutschland. Der Deal fliegt auf, Witte Senior wird 2003 in Berlin festgenommen, kommt aber bereits nach viereinhalb Jahren wieder frei.

20 Jahre Haft - obwohl er von nichts wusste

Viel härter trifft es seinen Sohn Marcel, der in Peru geblieben war – und vom Koks gar nichts wusste. Der junge Mann wird dennoch zu 20 Jahren verurteilt, eine Haftverkürzung ausgeschlossen. Eine juristische Hängepartie beginnt. Da in Deutschland die Höchststrafe bei dem Delikt 15 Jahre beträgt, will die deutsche Justiz Peru nicht zusichern, dass Witte Junior, die komplette Strafe in Deutschland absitzen wird. Also schmort Marcel Witte in dem vielfach überbelegten Gefängnis. Mutter Pia schrieb an Politiker, Minister und den Bundespräsidenten.

Dann änderte Deutschland das Gesetz, im Ausland verhängte Haftstrafen können bei einer Überstellung nach Deutschland auch dann abgesessen werden, wenn sie länger als 15 Jahre sind. Und in Peru gab es eine neue Regierung, dann ging es plötzlich schnell. Am Freitagmittag twitterte der SPD-Abgeordnete Frank Schwabe, der sich im Menschenrechtsausschuss in dem Fall eingesetzt hat: „Herzlichen Dank an Peru“.

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Wie es nun weitergeht, ist unklar. Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft konnte zu dem Fall nichts sagen. Als unwahrscheinlich gilt, dass Witte die fehlenden sieben Jahre noch in Tegel absitzen muss. Anders als in Peru gibt es in Deutschland die Möglichkeit des offenen Vollzuges. „Ich hoffe, dass er schnell in die Freiheit entlassen wird“, sagte Vater Norbert am Sonnabend.

Zählen 13 Jahre in Peru wie 26 in Deutschland?

Und der SPD-Politiker Schwabe twitterte: „Hoffe, dass nach Vorbild #Witte auch andere Deutsche aus menschenunwürdigen Gefängnissen nach DEU verlegt werden.“ Das deutsche Recht sieht vor, dass im Ausland verbüßte Strafen nach einer Überstellung nach Deutschland höher angerechnet werden können, zum Beispiel mit dem Faktor zwei. Demnach könnten die 13 Jahre in Peru wie 26 gewertet werden. Könnte. Denn möglicherweise haben beide Länder eine geheime Vereinbarung getroffen.

Ebenso offen wie Marcel Wittes Zukunft ist die des Spreepark-Geländes. Das verfällt seit 15 Jahren. Letzte Entwicklung: Seit August und bis voraussichtlich Ende Oktober bietet die landeseigene Gesellschaft Grün Berlin sonntags Führungen über die 25 Hektar an. Sonntags um 11 und um 13 Uhr.

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