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Berlin: Marlenes Erben wollen keinen Ruhm

Berlins Walk of Fame in Titelnöten: Er darf sich nicht nach seinem Hollywood-Vorbild nennen. Und der Name der Dietrich ist auch tabu

Nun steht es fest: Die hiesige Ausgabe des „Walk of Fame“ am Friedrichstadtpalast heißt künftig „Berliner Pflaster“. Am 31. August um 11 Uhr werden auf dem kleinen Platz vor dem Eingang zur Theaterkasse und zur Kleinen Revue die ersten Platten in den Boden eingelassen, auf denen prominente Künstler mit einem Handabdruck oder einem Autogramm verewigt sind.

Auch der Namenszug Marlene Dietrichs sollte dazugehören. Doch die berühmte Berlinerin macht Ärger, besser ihre Familie. Tochter Maria Riva und deren Söhne nahmen Anstoß an der geplanten Ehrung und baten ihren Münchener Rechtsanwalt Frieder Roth, bei Intendant Iljinskij entsprechend zu intervenieren. Roth sagte dem Tagesspiegel, dass die Erben die Platte mit Marlene Dietrichs Namenszug nicht als eine öffentliche Ehrung durch Berlin empfänden, sondern als eine private Angelegenheit des Friedrichstadtpalastes. Der wollte nicht darüber streiten und nahm Abstand von Marlene.

Die Erben stört auch, dass die Dietrich eigentlich nie im Friedrichstadtpalast aufgetreten ist. Zwar hatte sie 1926 in der Girlreihe der Eric-Charell-Revue „Von Mund zu Mund“ ihre damals noch recht unbekannten Beine geschwungen, aber das war im „Großen Schauspielhaus“, das später von 1933 bis 1945 „Haus des Volkes“ hieß und erst ab 1947 Friedrichstadtpalast. Um derartigen Ärger zu vermeiden, bestimmt fortan eine Jury aus dem jeweiligen Bezirksbürgermeister, Intendanten und Vorsitzenden des Freundeskreises über die Stars für das „Berliner Pflaster“. Das ist nun auch zeitmäßig geregelt – nur für Palastberühmtheiten ab 1947

Aber nicht nur der Name Marlene bereitete dem Friedrichstadtpalast-Intendanten Alexander Iljinskij Kopfschmerzen, sondern auch die Bezeichnung des Promi-Platzes. Denn „Walk of Fame“ wie in Hollywood durfte der Platz nicht heißen – die Amerikaner haben sich den Namen ihrer Prominentenstraße schützen lassen. Der Friedrichstadtpalast bat deshalb seine Fans um Namensvorschläge. Mit seinem „Berliner Platz“ hatte der Berliner Günter Hermann die beste Idee. Die Auswahl war schwer – förmlich überschüttet wurde das Haus in der Friedrichstraße mit Namensvorschlägen, an denen sich auch der Liedermacher Klaus Hoffmann beteiligte. „Weg der Sterne“ schlug der Sänger für das Areal der Berühmten vor. Andere wollten es „Promi-Meile“, „Prominade“, „Ruhmesquelle“ oder „Sternengasse“ nennen, und einer empfahl wohl in Erinnerung an sozialistische DDR-Produktionszeiten sogar eine „Straße der Besten“.

Zu den Ersten, die nun am 31. August mit einer Gedenkplatte auf dem „Berliner Pflaster“ geehrt werden, gehören nun Caterina Valente, der 96-jährige Berliner Bühnenausstatter Wolf Leder, Ute Lemper, der einstige Friedrichstadtpalast-Intendant Wolfgang E. Struck, die frühere Ballettdirektorin Irene Mann und last not least Helga Hahnemann. Angelika Domröses Handabdruck muss vorerst warten – sie ist in Urlaub.

Die Platten, zu je 1000 Euro, die der Kreuzberger Bildhauer Peter Unsicher graviert, werden von Privatleuten gesponsert. Die Übergabe des „Berliner Pflasters“ ist Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 20. Jubiläum von Europas größtem Revuetheater am 27. April 2004. Auch die Premiere von „Revuepalast – Die Palastrevue zum Zwanzigsten“ am 5. September gehört dazu.

Heidemarie Mazuhn

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