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An der Friedenauer Gemeinschaftsschule bröckelt die Fassade.

© Emine Batur

Berlins marode Schulen: Kurz vor Schulbeginn fällt Fassadenteil vom Portal

Zwei Meter Putz lösten sich am Freitag vom Eingangsbereich der Friedenauer Gemeinschaftsschule. Die Schule gilt seit langem als baufällig.

Irgendwann zwischen sechs und acht Uhr ist es passiert: Plötzlich fiel vom Sims des Haupteingangs großflächig Putz auf den Gehweg der Rubensstraße. Rein zufällig kam an der Friedenauer Gemeinschaftsschule niemand zu Schaden. Feuerwehr und Polizei rückten an, um den Bereich abzusichern und weitere lose Teile abzuschlagen. Ab Montag soll das weitere Vorgehen geklärt werden.

"Seit Jahren ist klar, dass die Schule saniert werden muss", berichtete Schulleiter Uwe Runkel dem Tagesspiegel. Das Vorhaben sei bereits in der Investitionsplanung berücksichtigt, weshalb ein Teil der Fenster auch schon renoviert worden sei. Das entsprechende Gerüst sei aber inzwischen abgenommen worden, ohne das Runkel weiß, wann und wie weitergebaut werden soll.

Jetzt wird die Fassade untersucht

Das betreffende Hauptportal wird von den Lehrern benutzt. Der davor befindliche Gehweg ist aber auch von Schülern und anderen Fußgängern frequentiert. "Gott sei Dank war gerade keiner da, als es passierte", sagt Runkel.

Ähnlich drückte sich Gesamtelternsprecherin Emine Batur aus: "Wir können dem lieben Herrgott danken, dass da keiner langgegangen ist!" Ihr Sohn besucht die neunte Klasse der Gemeinschaftsschule. Batur berichtete, dass auch das Bauamt am Freitag schnell zur Stelle war. Es habe angekündigt, jetzt erstmal die Fassade nach weiteren gefährlichen Stellen abzuklopfen.

Für die Schule kommt das Problem denkbar ungelegen, weil am 10. Oktober ein großes Fest zur Namensgebung geplant ist: Ab 11 Uhr wird die stellvertretende Berliner Bürgermeisterin Dilek Kolat (SPD) erwartet, die dort ihren Wahlkreis hat. Auch die Bildungsstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Jutta Kaddatz (CDU), will dabei sein, wenn aus der "8. Intergrierten Sekundarschule (ISS)" die Gemeinschaftsschule Friedenau wird. Ab 12.30 Uhr ist die breite Öffentlichkeit zu einem Fest willkommen, bei dem sich die Schule präsentieren will. Ihren neuen Namen hat sie sich selbst ausgesucht.

Eine gymnasiale Oberstufe wurde beantragt

Die Schule hat eine schwierige Zeit der Fusionen hinter sich: Die dort früher befindliche Uckermark- und Barnim-Grundschule waren zur Peter-Paul-Rubens-Schule verschmolzen worden, aus der Teske- und Waldenburg-Schule wurde die neue ISS, jetzt wird aus allem die "Gemeinschaftsschule Friedenau", die von Klasse 1 bis 10 geht. Ein Antrag zur Bildung einer gymnasialen Oberstufe - mit zwei anderen Sekundarschulen - wurde eingereicht, berichtet Runkel, der mit seiner Schule zuletzt ein sehr positives Inspektionsergebnis erzielen konnte.

Am 10. Oktober will die Schule feiern

"Eigentlich sollte für die Gäste am 10. Oktober am Hauptportal ein roter Teppich ausgelegt werden. Das wird jetzt leider nichts", bedauert Runkel. Aber das Fest soll ungeachtet der neuen Fassadenprobleme stattfinden: Der Eingang im Hof ist ja weiterhin benutzbar.

Dass selbst eine größere Fassadenabsperrung dem Unterricht nicht im Wege steht, beweist das Steglitzer Fichtenberg-Gymnasium täglich: Wie mehrfach berichtet, musste dort die Fassade sogar großflächig abgeschlagen werden. Ein Teil des Gebäudes ist seither mit Gerüsten gesichert.

Naturwissenschaftliche Räume fehlen

Die Friedenauer Gemeinschaftsschule hat aber noch ein weiteres Problem: Sie verfügt auf ihrem Gelände über keine naturwissenschaftlichen Räume. Die Schüler müssen deshalb immer in das zehn Minuten entfernte Gebäude der ehemaligen Waldenburg-Schule wechseln. Der Einbau neuer Fachräume sei aber in der Investitionsplanung noch gar nicht vorgesehen, bedauert Runkel. Auch bei den Mitteln für die wachsende Stadt ("SIWA") sind die neuen Fachräume nicht berücksichtigt.

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