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Berlin: Marodes Olympiastadion wird hochmoderne Großarena

BERLIN .Für die Zukunft des Olympiastadions ist die Vorentscheidung gefallen.

BERLIN .Für die Zukunft des Olympiastadions ist die Vorentscheidung gefallen.Die marode Arena wird bis zum Jahr 2004 zu einem modernen multifunktionalen Stadion für Fußball-, Leichtathletik- und andere Großveranstaltungen umgebaut.Zwei von zehn vorliegenden Architektenplänen wurden gestern von einem hinter verschlossenen Türen tagenden Gremium aus Staatssekretären und Sportvertretern in die engere Wahl genommen.Die endgültige Entscheidung hat sich der Senat für seine Sitzung am 1.Dezember ausdrücklich vorbehalten.

Favorit des Berliner Sports als Hauptnutzer des Olympiastadions scheint das Konzept des Stuttgarter Planungsbüros Deyle-Bung.Es ist mit errechneten Kosten in Höhe von rund 700 Millionen Mark die deutlich teurere Variante, bietet aber nach Aussage von Landessportbund-Präsident Manfred von Richthofen die sportfachlich überzeugendste Lösung an.Deyle-Bung schlägt die Umwandlung von einer Leichtathletikarena zu einem reinen Fußballstadion durch variable und im Erdreich versenkbare Tribünenkonstruktionen vor und will zwischen Unter- und Oberring ein Geschoß mit 140 Logen einrichten.Ein für das Vermarktungskonzept des Profifußballs wichtiger Faktor, so Hertha-Manager Dieter Hoeneß.

Die Zuschauerkapazität kann laut Deyle-Bung beispielsweise bei Fußball-Länder- oder Pokalendspielen auf bis zu 92 000 erhöht werden.Darin eingerechnet sind 10 000 Stehplätze.Auch haben die Planer vom Neckar, die bereits Ende 1996 eine Sanierungsstudie für das Olympiastadion vorgelegt hatten, Konzepte für weitere Nutzungen im Stadionkörper wie Restaurants, Shoppingeinrichtungen oder Veranstaltungsräume eingearbeitet, heißt es.Die Dachkonstruktion ist über dem Spielfeldbereich offen und sieht auch keine aufwendige Schließtechnik vor.Während der drei- bis vierjährigen Umbauphase kann der Spielbetrieb mit einer Zuschauerkapazität um die 50 000 aufrechterhalten werden - eine Grundbedingung der Sport-Lobby.

Der zweite favorisierte Entwurf des Architektenbüros Gerkan Hamburg/Berlin ist wegen seiner weit geringeren Kosten gerade auf der politischen Seite der wohl attraktivere.Für etwa 450 Millionen Mark sollen ebenfalls verschiebbare Tribünen die multifunktionelle Nutzung ermöglichen, zudem sollen die Tribünen im Unterring steiler als bisher angeordnet werden.Das Dach bietet ebenfalls allen Zuschauern Schutz und soll knapp über die Außenmauern reichen.

Für die etwa dreijährige Umbauzeit stünden ebenfalls ca.50 000 Plätze zur Verfügung; maximal käme das Olympiastadion nach dem Gerkan-Entwurf auf 77 000 Plätze.Kritisch sieht Hertha BSC noch die Vermarktungsmöglichkeiten, da Gerkan nur rund 20 der profitablen Logen in den aktuellen Planungen berücksichtigt hat.Mit dieser Vorentscheidung hat man sich endgültig von futuristischen wie teuren Lösungen verabschiedet.

Ein per Wassertechnik absenkbares Spielfeld oder eine Innenfläche, die per Hydraulik auch als Dachkonstruktion nutzbar ist, wurden gestern wegen ihrer Kosten und der technischen Unreife abgelehnt.Möglich ist es auch, die Pläne Deyle-Bungs und Gerkans miteinander zu kombinieren.Bau-Staatssekretär Ingo Schmitt (CDU) sieht bei beiden Vorschlägen ohnehin noch Nachbesserungsbedarf in Detailfragen.Für den Berliner Sport sind die jetzt gefundenen Konzepte ohnehin nur die zweitbeste Lösung.Hertha-Präsident Walter Müller sprach nach der gestrigen Sitzung von einem "Kompromiß", der sich "im finanziellen Rahmen bewegt".Nach dem eigentlichen Willen der Profifußballer wäre der Neubau eines reinen Fußballstadions die optimale Variante gewesen.

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