zum Hauptinhalt

Berlin: Maschinenpistole auf Dauerfeuer

Die Polizei klärte einen spektakulären Überfall auf einen Geldtransporter auf. Vier Männer sitzen in Haft

Eine halbe Million Euro hatten die vier Räuber erbeutet – und in wenigen Monaten verprasst. Gestern ist nun auch der letzte Tatverdächtige Mahmoud W. festgenommen worden, der im Mai beim Überfall auf einen Geldtransporter am Savignyplatz dabeigewesen sein soll. Beute damals: Knapp 100 000 Euro. Die Kripo vermutet, dass drei der vier Festgenommenen – zwei Syrer und zwei Libanesen aus polizeibekannten kurdischen Großfamilien – auch für andere spektakuläre Überfälle auf Geldboten verantwortlich sind, hat dafür aber keine Beweise. So hatten mehrere Männer am 30. August in der Weddinger Brunnenstraße drei Geldboten mit einer Maschinenpistole angegriffen, einer erlitt dabei lebensgefährliche Schussverletzungen. Wegen der extremen Brutalität – die MP war auf Dauerfeuer gestellt – werden die Ermittlungen wegen versuchten Raubmords geführt. In der Brunnenstraße hatten die Täter etwa 200 000 Euro erbeutet, bei drei Überfällen auf Postfilialen jeweils eine hohe fünfstellige Summe. Anfang Dezember hatte die Kripo eine Sonderkommission „Zaster“ aus 15 Beamten gebildet, nachdem die Zusammenhänge zwischen den Taten erkannt worden waren.

Da drei der Männer zu den anderen Überfällen schweigen, hofft die Polizei jetzt, dass eine ausgesetzte Belohnung von 37 000 Euro möglichen Mitwissern die Zunge löst. So hatte Anfang September ein anonymer Anrufer der Polizei Namen genannt – jedoch teilweise nur Spitznamen. Deshalb dauerte die Fahndung so lange; zwei der Männer könnten also an den späteren Überfällen auf die Post beteiligt gewesen sein, heißt es. Nur der als erster Verhaftete Faresch Ch. scheide für weitere Taten aus.

Einer der Festgenommenen bestreitet die Tat, obwohl die Polizei einen „einmaligen Beweis“ hat: Im Oberschenkel des 22-jährigen Ibrahim El-A. steckte nach seiner Verhaftung Anfang November noch das Projektil, das einer der Geldboten auf die Flüchtenden abgefeuert hatte. Obwohl die Kugel 15 Zentimeter tief eingedrungen war, war El-A. nicht zu einem Arzt gegangen – denn der ist bei Schussverletzungen verpflichtet, die Polizei zu informieren. Konfrontiert mit den Röntgenbildern, behauptete der El-A., dass die Kugel „aufgemalt“ sei. Danach wurde das Projektil per Gerichtsbeschluss herausoperiert. Inzwischen hat die Kriminaltechnik nachgewiesen, dass die Kugel aus der Waffe des Geldboten stammt. „So etwas haben wir noch nie erlebt“, sagte Chefermittler Manfred Schmandra.

Kopfschütteln bei den Ermitlern löste auch der Grund der Festnahme des 23-jährigen Walid W. aus. Dieser, ein Bruder des gestern Festgenommenen, hatte zwei Tage vor Heiligabend einen Ladendetektiv angegriffen, der ihn in einer Drogerie beim Parfüm-Diebstahl erwischt hatte. „Die hatten doch schon Hunderttausende erbeutet“, sagte ein Ermittler, „und klauen dann noch Kleinigkeiten“. Doch das Geld war ihnen zerronnen: für teure Mietwagen, Restaurantbesuche und Kleidung.

Hinweise: 4664 944200

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false