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Nächster Skandal im Maskenmann-Prozess: Beweise, die den Angeklagten entlasten würden, sollen aus dem Abschlussbericht entfernt worden sein.

© dpa

Maskenmann-Prozess: Entlastende Beweise aus Bericht entfernt

Nächster Paukenschlag im Maskenmann-Prozess: Entlastende Beweise für den Angeklagten wurden laut Kriminalhauptkommissar Lutz B. aus dem Abschlussbericht entfernt.

Der „Maskenmann- Prozess“ vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) bleibt auch nach 42 Verhandlungstagen spektakulär. Denn ein Kriminalbeamter entschuldigte sich im Zeugenstand bei dem Angeklagten und den Opfern. „Ich schäme mich“, sagte Kriminalhauptkommissar Lutz B. am Mittwoch. Die Ermittlungen über die drei Überfälle auf zwei Berliner Millionärsfamilien in Bad Saarow und Storkow 2011 und 2012 seien nicht in der „nötigen Weise“ erfolgt.

Dann fügte der 55-Jährige noch eine Aussage hinzu, die den im Mai eröffneten Prozess gegen den arbeitslosen Dachdecker Mario K. aus Marzahn fast zum Platzen gebracht hätte: „Alle entlastenden Dinge für den Angeklagten wurden aus dem Abschlussbericht der Polizei für die Staatsanwaltschaft entfernt.“ Stattdessen sei nur Belastendes geblieben. Da der Bericht aber die Grundlage für die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft bildete, wäre diese nicht mehr glaubwürdig geblieben.

Der 42-jährige Mario K. soll im Frühjahr und Herbst 2011 die Familie P. in Bad Saarow überfallen und dabei einen Wachmann lebensgefährlich verletzt haben. Eine 80-köpfige Sonderkommission (Soko) hielt ihn auch für die Entführung des Investmentbankers Stefan T. 2012 am Storkower See für den Täter. Der Unternehmer konnte sich nach eigenen Angaben nach 33 Stunden allein befreien, nachdem er eine Lösegeldforderung von einer Million

Euro unterschrieben hatte. Im September 2013 wurde Mario K. nach monatelanger Observierung in Köpenick festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Anweisungen von "ganz oben"

Für die Anschuldigungen des Kriminalhauptkommissars Lutz B., die Soko habe auf Anweisung von „ganz oben“ nur einseitig ermittelt, nannte er eine ehemalige Mitarbeiterin der Soko als Zeugin. Doch die eilig in der Mittagspause ins Gericht geholte 51-jährige Ines B. schüttelte den Kopf. „Ich war beim Abfassen des Schlussberichts gar nicht mehr dabei“, erklärte sie zur Überraschung.

Irgendwann vorher habe es aber eine Tabelle von belastenden und entlastenden Fakten für Mario K. gegeben. Diese taucht im Schlussbericht nicht auf. Die Ermittlungen seien aber „chaotisch“ verlaufen. „Zu viele Leute, hunderte Protokolle und keiner hat mehr durchgesehen“, meinte die Polizistin.

Der nach ihr erneut befragte Kriminalhauptkommissar Lutz B. reagierte auf die Aussage seiner Kollegin so: „Ich bin schockiert.“ Schon zuvor hatte er von einer merkwürdigen Atmosphäre in den Ermittlerkreisen berichtet: „Die Kollegen haben einfach Angst.“ Wer eine andere Meinung vertrete, mache sich unbeliebt. Die Leiter der Soko hätten keine Zweifel an der vom Entführungsopfer geschilderten Version und vor allem der ohne Verletzung verlaufenden Selbstbefreiung von einer Schilfinsel zugelassen. Dafür seien die Soko- Chefs mit dem Millionär P. essen gegangen und hätten dem Opfer Stefan T. viele Ermittlungsakten zukommen lassen.

Der Prozess wird in der nächsten Woche fortgesetzt.

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