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''Mauerblümchen'': Die DDR lebt weiter - auf 100 Quadratmetern

Das "Mauerblümchen“ in Prenzlauer Berg ist eine so genannte Ostalgie-Kneipe. Mit einem Augenzwinkern wird der Tag der Republik am 7. Oktober hier auch 18 Jahre nach dem Mauerfall noch gebührend gefeiert.

Die Wände sind geschmückt mit FDJ-Fahnen, DDR-Plakaten und Dynamo Dresden-Logos. „Betrieb der sozialistischen Arbeit“, steht auf einer Tafel neben dem Eingang. Erich Honecker und seine Genossen hätten sich hier bestimmt wohl gefühlt – wäre da nicht das knapp drei Meter lange Stück Berliner Mauer, das unter der Decke hängt. „Das Mauerblümchen“ in Prenzlauer Berg ist eine so genannte Ostalgie-Kneipe. Mit einem Augenzwinkern wird der Tag der Republik am 7. Oktober hier auch 18 Jahre nach dem Mauerfall noch gebührend gefeiert.

„Unser Beitrag zum Feiertag: Bockwurst mit Brot 0,85 Cent“, heißt es auf der Tageskarte. 40 Jahre lang war das Gründungsdatum der DDR im Jahr 1949 einer der wichtigsten Feiertage des Landes. Am 7. Oktober 1989, wenige Wochen vor der Wende, wurde der 40. Jahrestages der DDR noch mit einer großen Militärparade auf der Karl-Marx-Straße gefeiert. Heute sitzen vor der DDR-Fahne junge Studenten, trinken Latte Macchiato und essen das Frühstück „Seid bereit! Immer Bereit!“.

„Die Hardcore-DDR-Fans kommen nicht zu uns“, sagt Kneipenbesitzer Robert Heller. Für die meisten seiner Gäste gehe es eher um den Spaß an dem DDR-Ambiente der Gaststätte. Seit der 37-jährige Ost-Berliner 1994 das Mauerblümchen eröffnet hat, gibt es jedes Jahr am 7. Oktober eine kleine Party mit Sonderangeboten, DDR-Hits aus der Konserve und alten Filmausschnitten. „Da wird es bei uns immer richtig voll“, sagt Heller. Er hat den Eindruck, dass sich „die Leute für den geschichtlichen Hintergrund interessieren“.

Jens Brose ist seit vierzehn Jahren Stammgast im Mauerblümchen. Er kennt den Tag der Republik, ist heute aber nur zufällig vorbeigekommen. „Ich finde es schön, dass das hier alles mit Humor genommen wird“, sagt der 40-Jährige. „Das ist für uns eher ein Gag“, fügt seine Freundin Andrea Jach hinzu, „dieses DDR-Flair finden wir einfach sympathisch.“

„Natürlich weiß ich was der 7. Oktober für ein Feiertag war“, sagt fast empört die 80-jährige Ruth Prütz, die wenige hundert Meter vom Mauerblümchen entfernt am U-Bahnhof Alte Schönhauser Allee steht. „Der Tag der Republik war für uns damals etwas Besonderes, es gab ja sonst nicht so viele Feiertage“, erzählt sie. Ihr ganzes Leben habe sie in Prenzlauer Berg verbracht. Vor allem das Kulturprogramm am Tag der DDR habe ihrer Familie gefallen. Heute bedeutet ihr der Tag nichts mehr. „Ich muss ehrlich sagen, dass mir der 3. Oktober doch viel lieber ist“, sagt Prütz und lacht. Zu Wort meldete sich auch der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch. „Ich begrüße die Initiative des rot-roten Senats, anlässlich des 58. Jahrestages der DDR-Gründung an diesem Sonntag die Ladenöffnung zu ermöglichen.“

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