zum Hauptinhalt
Miro Ismail aus Neukölln war der erste, der zur Tankstelle rollte. Er kam um 14 Uhr.

© DAVIDS

Mauerfall-Jubiläum in Berlin: Tanken wie 1989 in Prenzlauer Berg

Eine Tankstelle verkaufte am Sonntag ab 18.57 Uhr Kraftstoff stark reduziert - um diese Zeit wurde vor 25 Jahren in der DDR die neue Reisefreiheit verkündet. Der erste Autofahrer stellte sich schon um 14 Uhr an.

Um 18.54 Uhr begann eine wilde Huperei, genau um 18.57 Uhr rollten die ersten Autos zu den Zapfsäulen. Bestes Timing, um 18.57 Uhr vor 25 Jahren hatte SED-Politbüromitglied Günter Schabowski verbal die Grenzen geöffnet. Deshalb gab es am Sonntag bei einer Tankstelle in Prenzlauer Berg ab 18.57 Uhr Kraftstoff zu Preisen wie 1989, also umgerechnet in Euro und Cent natürlich: ein Liter Diesel 47 Cent, ein Liter Super 57 Cent. Eine Kfz-Versicherung übernahm die Kosten, sie legte viel Wert auf Symbolik. Die Tankstelle sollte in der Nähe der Ex-Grenze liegen. Dass es diese Tankstelle 1989 noch gar nicht gegeben hatte – geschenkt. Sie wurde erst 1997 gebaut.

Den Autofahrern war das herzlich egal. Der erste, der sich anstellte, war Miro Ismail aus Neukölln. Er rollte um 14 Uhr vor die Zapfsäulen. 14.10 Uhr kamen Josephine Russ und Marcus Gaudernack, zweiter Platz. Um 18 Uhr warteten rund 300 Autos. Die Stimmung war prächtig. Laute Musik, viel Gelächter, eine Atmosphäre wie auf einer Skihütte. Auch Miro Ismail wurde nicht langweilig. Sein Programm: „Handy spielen, essen, Toilette.“ Und keine Sekunde Nachdenken, ob sein Einsatz wirklich effektiv ist. Vielleicht war es auch besser: Er tankte nämlich nur halbvoll.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false