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Berlin: Mauerpark: Großes Gedränge in der einzigen grünen Oase

Wie die Poststation einer Geisterstadt sieht er von weitem aus, der Kinderbauernhof in der staubigen Öde des ehemaligen Mauerstreifens zwischen Wedding und Prenzlauer Berg. Eigentlich ist hier seit Jahren eine Wiese mit Obstbäumen als vierter Bauabschnitt des Mauerparks geplant.

Wie die Poststation einer Geisterstadt sieht er von weitem aus, der Kinderbauernhof in der staubigen Öde des ehemaligen Mauerstreifens zwischen Wedding und Prenzlauer Berg. Eigentlich ist hier seit Jahren eine Wiese mit Obstbäumen als vierter Bauabschnitt des Mauerparks geplant. Schon 1994 wurde der erste Abschnitt an der Eberswalder Straße fertig gestellt. Doch drei weitere existieren bis heute nur auf dem Papier. Der Senat weigert sich, das Gelände von der Verkehrsbaugesellschaft der Bahn zu übernehmen. "Wir befürchten dass dort Altlasten liegen", sagt der Sprecher der Finanzverwaltung, Klaus Dittko. "Bei der Bahn allerdings wird behauptet, das Gelände sei frei davon. Doch eine Entsorgungsgarantie will man uns nicht geben."

"Den Anwohnern ist es eigentlich egal, wer verantwortlich ist. Wir wollen, dass der Park, der uns versprochen worden ist, endlich gebaut wird", ärgert sich Bodo Schliefke vom Freundeskreis Mauerpark. Am Samstag haben die in Bürgerinitiativen organisierten Anwohner mit Plakaten und Transparenten über der Gleimstraße demonstriert. In einem offenen Brief an Finanzsenator Peter Kurth (CDU) fordern sie, dass acht Millionen Mark, die von der Allianzstiftung für den Park zur Verfügung stehen, endlich eingesetzt werden.

Senatssprecher Dittko bestätigt, dass bereits Gelder vorhanden sind und spricht von ersten mündlichen Annäherungen mit der Bahn. Eine offizielle Antwort der Finanzverwaltung auf das Bürgerschreiben soll aber erst in den kommenden Wochen folgen. Wann weiter gebaut wird, kann Dittko nicht sagen.

Groteske Ruinen zeugen davon, dass mit dem vierten Bauabschnitt sogar schon einmal begonnen worden war. Zwischen rostigen Stahlplatten ragt eine Treppe vom Gleimtunnel über das trostlose Niemandsland. Auf halber Strecke zum Kinderbauernhof klafft eine kellergroße Ausschachtung. "Das sollte mal ein sogenannter Senkgarten werden, abgeschirmt gegen Straßenlärm für Ruhe und Kontemplation", erklärt Schliefke.

Der mit Landesmitteln und Geldern einer Anwohner-Stiftung erbaute Kinderbauernhof wirkt wie eine Oase. Die weitläufige Terrasse ist vielgenutzte Spielfläche. Im wohnküchenartigen Parterre wird gekocht. "Bis zu 150 Menschen, über die Hälfte von ihnen Kinder tummeln sich am Wochenende auf dem kleinen Grundstück, weil das versprochene Grün drumherum fehlt", sagt Projektmitarbeiterin Birgit Blank. Schafe und Ziegen stehen im Stall nebenan. "Wenn die weiden sollen, müssen sie über die Straßen zum ersten Bauabschnitt geführt werden, da gibt es ein bisschen Wiese."

Der Boden des ersten Bauabschnittes an der Eberswalder Straße zeigt Spuren starker Übernutzung. Die dicht besiedelten angrenzenden Wohngebiete in Prenzlauer Berg und Wedding haben zu wenig Grünflächen. "Die Anwohner lieben ihren Park zu Tode", meint einer der Väter auf dem Kinderbauernhof. Es sind offenbar einfach zu viele für das bisschen Grün.

Ole Töns

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