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Berlin: Mehr Bürgernähe lautet die Devise - Umfrage in Kreuzberg und Neukölln ist allerdings umstritten

Die Frau schlendert auf dem Mehringdamm in der Frühlingssonne, in der einen Hand einen großen Eisbecher mit Sahne, in der anderen den Fragebogen der Polizei. "Völlig albern", meint sie verärgert, "natürlich fühle ich mich hier unsicher, und zwar wegen der ganzen Polizei auf der Straße - das war früher nicht so.

Die Frau schlendert auf dem Mehringdamm in der Frühlingssonne, in der einen Hand einen großen Eisbecher mit Sahne, in der anderen den Fragebogen der Polizei. "Völlig albern", meint sie verärgert, "natürlich fühle ich mich hier unsicher, und zwar wegen der ganzen Polizei auf der Straße - das war früher nicht so." Ein junger Mann, der gerade aus der U-Bahn kommt, findet die Umfrage hingegen "grundsätzlich in Ordnung." Die Polizei könne ihre Arbeit durch exakte Statistiken sicherlich verbessern.

Auch Klaus-Dieter Burkowski, Abschnittsleiter der Direktion Friesenstraße und Initiator der umstrittenen Aktion, hat festgestellt, dass "die Reaktionen zweigeteilt sind." Um der Polizei mehr "Kieznähe" zu verschaffen, hat er eine Umfrage erarbeitet, die noch bis Ende April in Kreuzberg und Neukölln durchgeführt wird. Burkowski möchte erfahren, wie sicher sich die Menschen in beiden Bezirken fühlen, ob ihnen im vergangenen Jahr etwas passiert ist und sie daraufhin Anzeige erstattet haben, und welche Schulnoten sie für die Arbeit der Polizei geben würden. Auch jene Ecken im Bezirk, die von Bürgern als besonders gefährlich empfunden werden, können die Befragten angeben.

Insgesamt 4300 Fragebögen lassen Streifenpolizisten derzeit beantworten, außerdem werden sie in Briefkästen gesteckt und in Läden ausgelegt. Knapp ein Prozent der Bevölkerung will die Polizei auf diesem Wege erreichen - übrigens nicht nur Deutsche, sondern auch Ausländer. Die von ihnen ausgefüllten Fragebögen müssten prozentual in etwa den Ausländeranteil in der Bevölkerung widerspiegeln, sagt Burkowski, der sich über die Führungsakademie der Polizei mit statistischen Methoden vertraut gemacht hat. Deren Kriminologen haben auch seine Bedenken zerstreut, man würde mit der Aktion nur die Angst vor Straftaten schüren. "Was ich damit anrichte, ist gering", glaubt er.

Nach Auswertung der Bögen soll jeder Polizeiabschnitt seine Ergebnisse selbst interpretieren. "Mögliche Konsequenzen liegen bei den Leitern", sagt Burkowski. Er hat in seinem Abschnitt bereits im letzten Jahr eine Umfrage machen lassen. Ergebnis: Die Fußstreifen seien von 18 bis 22 Uhr verstärkt worden, einer Zeit, "in der viele Bürger sich besonders bedroht fühlen." Hier sei die Polizei gefragt, auch wenn tatsächlich nur wenig Straftaten passierten. Sie müsse "Produkte anbieten, die draußen gebraucht werden."

Johannes Metzler

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