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Aufbauarbeit. Bislang ist der Bevölkerungszuwachs in Berlin weitaus größer als die Zahl neu gebauter Wohnungen.

© dpa

Mehr Neuberliner als Neubauten: Der Wohnungsmangel in Berlin nimmt zu

Eine neue Statistik zeigt: Nur 6100 Wohnungen entstanden im Jahr 2013 – das waren viel zu wenige. Denn 40.000 Menschen sind im selben Zeitraum nach Berlin gezogen. Der Senat sieht dennoch keinen Anlass für Kritik.

Alarmierende Zahlen schüren Zweifel an der Durchschlagskraft der Wohnungspolitik des Senats. Im vergangenen Jahr sind nur 6177 Wohnungen zum Bestand hinzugekommen. Das ist viel zu wenig, um die Nachfrage der rund 40.000 Neuberliner zu decken: Bei der berlintypischen mittleren Haushaltsgröße von rund zwei Personen hätte der Bestand um mindestens 20.000 Wohnungen steigen müssen, um die Wohnungsnot zu lindern.

Die meisten neuen Wohnungen entstanden laut Landesamt für Statistik in Pankow, wo 1200 zusätzliche Wohnungen geschaffen wurden, der Bezirk verfügt nun über gut 208.000 Wohnungen. An zweiter Stelle liegt der Bezirk Mitte, wo 1148 zusätzliche Wohnungen entstanden. Ebenfalls gewachsen ist die Zahl der Wohnungen in Lichtenberg: um 924 auf 147.168 Wohnungen.

Die Zahlen geben präzise Auskunft über die Entwicklung des Bestandes. Denn den Zuwachs errechnen die Statistiker, indem sie von den neu errichteten Objekten jene Wohnungen abgezogen haben, die durch Zusammenlegungen, Abriss oder Umwandlungen dem Markt verloren gingen.

Obwohl der Druck durch das Bevölkerungswachstum groß ist, schrumpft sogar immer noch die Zahl der Wohnungen in einem Bezirk: In Tempelhof-Schöneberg gab es Ende vergangenen Jahres 37 Wohnungen weniger als im Vorjahr. Auch in Neukölln (plus 126), in Spandau (plus 257) und Reinickendorf (plus 336) wächst der Wohnungsbestand kaum. In ganz Berlin hat sich der Bestand an Wohnungen auf 1.883.161 erhöht.

„Eine Trendwende ist das nicht, und es löst schon gar nicht die Probleme am Wohnungsmarkt“, sagte der Chef des Berliner Mietervereins Reiner Wild. Denn mehr als 40 Prozent der neu entstehenden Wohnungen würden als Eigentum verkauft an Haushalte mit gutem Einkommen. Es bestehe jedoch ein Mangel an Wohnraum für Berliner mit geringen oder mittleren Einkommen. Denn diese könnten sich auch die neu errichteten Mietwohnungen nicht leisten, weil diese mit mindestens sieben Euro zuzüglich Nebenkosten in vielen Fällen zu teuer seien. Kurzum, in Berlin werde am Bedarf vorbeigebaut. „Und so lange sich private Wohnungsunternehmen weigern, öffentliche Fördermittel anzunehmen, wird sich daran nichts ändern“, so Wild.

Dagegen verteidigte der Staatssekretär der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Engelbert Lütke Daldrup, die Wohnungsbaupolitik des Senats: „Wir werden in diesem Jahr zum ersten Mal erleben, dass 10.000 Wohnungen im Jahr neu gebaut werden“, sagt er voraus. Allein im Juli dieses Jahres seien mehr als 12.000 Baugenehmigungen erteilt worden, so viele wie im ganzen vergangenen Jahr. „Der Wohnungsbau kommt nun richtig in Schwung“, so Lütke Daldrup. Die Instrumente des Senats hätten gegriffen.

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