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Künftig soll es einfacher werden, mit dem Fahrrad in Regionalzügen zu reisen – dank umgebauter Abteile in den Wagen.

© Hanschke/dpa

Test im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg: Mehr Platz für Räder im Regionalexpress

Auf vier Linien wird in Regio-Zügen mehr Raum für Fahrräder geschaffen – auf Kosten der Sitzplätze. Und bei der S-Bahn?

Himmelfahrt wird der Härtetest. Zu Tausenden werden Fahrradausflügler bei herrlichem Wetter die Regionalzüge entern – und über das Gedränge in den Wagen schimpfen. Doch nun soll alles besser werden. In den Regionalzügen in Berlin und Brandenburg sollen Klappsitze ausgebaut werden, um mehr Platz für Räder zu schaffen. Die ersten Züge sind bereits unterwegs. „Es gab immer wieder Streit um die Klappsitze“, sagte Arnulf Schuchmann von der privaten Eisenbahngesellschaft Odeg, die unter anderem den RE 2 und RE 4 betreibt. Am Dienstag stellten Senat, Bahn, VBB und Odeg das Projekt „Rad im Regio“ vor.

Große Piktogramme außen an den Fahrzeugen und innen auf dem Boden der Fahrradabteile sollen klarmachen: Hier ist Platz für Räder. Die Chefin des Verkehrsverbunds VBB, Susanne Henckel, spricht von „klaren Zuordnungen in den Zügen“. Das heißt auch: Koffer, Kinderwagen und Rollstühle gehören hier nicht hinein.

Ich begrüße es außerordentlich, dass hier dem Kundenwunsch von gar nicht mal so wenigen Fahrgästen Rechnung getragen wird. Die Regionalverbindungen erweitern in Kombination mit dem Fahrrad erheblich den Radius für Personen ohne Auto.

schreibt NutzerIn morgensum5

Von den Klappsitzen steht keiner freiwillig auf

Radler kennen die Situation: Das Abteil mit den Klappsitzen ist voll, keiner steht freiwillig auf. Also stehen die Räder wild durcheinander an den Türen, behindern das Ein- und Aussteigen. Der Zug verspätet sich. Aus dem Abteil weisen darf der Schaffner die Fahrgäste aber auch nicht. „Die Tarifbestimmungen geben das nicht her“, sagte Odeg-Chef Schuchmann.  Radfahrer behaupten gern, dass die Schaffner schlicht Streit aus dem Weg gehen wollen.

Wie die VBB-Chefin sagte, die Radlerin ist, gebe es den größten Andrang an Wochenenden auf den Nord-Süd-Linien, vor allem natürlich morgens raus aus Berlin und abends zurück. Wie viele Fahrräder transportiert werden, weiß der VBB aber nicht, denn gezählt werden sie nicht. Der Fahrradclub ADFC meidet auf seinen geführten Touren die Rückfahrt in stark belasteten Zügen – zu oft mussten Teilnehmer zurückbleiben.

Solange es genug Sitzplätze für die Fahrgäste gibt, können ja auch Fahrradwaggons eingesetzt werden. Im Berufsverkehr gibt es jedoch zu wenig Sitzplätze, das ist jedenfalls meine eigene Erfahrung mit der Regional- und S-Bahn.

schreibt NutzerIn minoli

"Muss ich jetzt einen Stuhl mitbringen?"

Nach Angaben von Odeg-Chef Schuchmann habe es bislang keine Beschwerden wegen der ausgebauten Sitze gegeben. Auf Twitter gibt es die ersten Kritiker: „Danke Odeg, dass ihr für Räder Sitze eurer Stammkunden abgebaut habt. Am besten bringe ich in Zukunft meinen eigenen Stuhl von zu Hause mit?“ In anderen Verkehrsverbünden sind Fahrradwagen ohne Sitze längst üblich. So baut der in Norddeutschland verkehrende Nahverkehrs-Anbieter Metronom in der Zeit von April bis Oktober sämtliche Sitze eines Wagens im unteren Stock aus. Im Winter haben Pendler die Sitze dann wieder.

Das Projekt „Rad im Regio“ läuft bis Oktober, soll dann ausgewertet werden. Bis dahin gilt: In den Linien RE 2 und RE 4 der Odeg hat der erste und der letzte Wagen ein Abteil für Fahrräder, jeweils halbseitig ohne Klappsitze. Im RE 3 und RE 5 der Deutschen Bahn sind im entsprechenden Abteil des erstens Wagens die Sitze halbseitig arretiert, im letzten ist sogar das untere Deck komplett den Rädern vorbehalten. Weitere passen in die Mehrzweckabteile der anderen Waggons. Auf Bahnsteigen sollen Schilder anzeigen, wo die Fahrradwagen halten, damit der Einstieg beschleunigt wird. Die elektronischen Fahrgastinformationen an den Bahnsteigen können nicht genutzt werden, ärgert sich VBB-Chefin Henckel.  Diese können aus technischen Gründen bei Regionalzügen keine Piktogramme („Fahrräder in Wagen 1“) einblenden. Bei Fernzügen ist das Standard.

Und bei der S-Bahn?

Im RE 1 wird es keine Verbesserungen geben, dies sei ja keine Ausflugslinie, hieß es. Und auch bei der Berliner S-Bahn ändert sich nichts. Kurz vor Beginn der S-Bahn-Krise hatte das Unternehmen einen Testwagen vorgestellt mit ausgebauten Klappsitzen. Das Projekt wurde wegen überlasteter Werkstätten nicht weiterverfolgt.

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