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Berlin: Mehr Profis für eine bessere Pflege Wieviele Mitarbeiter braucht ein gutes Heim?

Forscher und Branchenkenner sind sich uneins

Wieviele Schwestern und Pfleger sollten in einem Heim arbeiten?

Die Personalausstattung ist gesetzlich nicht geregelt, sondern wird über die Verträge zwischen den Heimen, dem Senat und den Pflegekassen festgelegt. Der vorgegebene Mitarbeiterschlüssel hängt dabei von der Verteilung der verschiedenen Pflegestufen unter den Bewohnern ab. Das aber erschwert einen Vergleich der Heime untereinander sehr (siehe untenstehende Tabelle), auch deshalb, weil sich die Zusammensetzung der Bewohnerschaft täglich ändern kann. Für zwei Pflegebedürftige der Stufe III muss demnach mindestens eine Vollzeitkraft angestellt sein – die allerdings auf mehrere Beschäftigte verteilt sein kann. Derselbe Personalschlüssel muss allerdings für mehr als vier Bewohner der Pflegestufe I reichen.

In einem Heim mit zwanzig Bewohnern der Stufe III und vierzig der Stufe I müssten also mindestens zwanzig Pfleger beschäftigt werden. Diese arbeiten in drei Schichten. In einer Tagesschicht sollten dann in der als Beispiel genannten Einrichtung mindestens sieben Vollzeit-Pfleger tätig sein. Diese Richtlinie ist jedoch nur ein Durchschnittswert, der im Laufe eines Jahres nicht unterschritten werden sollte. Immer wieder kann es passieren, dass man also weit weniger Pfleger antrifft als laut Rahmenvertrag ursprünglich vorgesehen sind.

Der Anteil der Fachkräfte an den Beschäftigten, also der drei Jahre lang ausgebildeten Schwestern und Pfleger, soll in Berlin bei mindestens 52 Prozent liegen. Geprüft wird die Einhaltung der Regelung durch die staatliche Heimaufsicht und den Medizinischen Dienst der Krankenkassen.

Erkennt man ein gutes Heim an der Personalausstattung?

Bisher gibt es nur wenige Studien darüber, wieviel Mitarbeiter ein Heim braucht, um gute Pflege zu gewährleisten. Viel hängt von der Effizienz der Heimverwaltung und der Pflegebedürftigkeit der Bewohner ab. Einig sind sich Forscher, Berufsverbände und Mediziner darin, dass die Personalausstattung der deutschen Pflegeheime im Durchschnitt seit Jahren zu gering sei. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert auch für zwei Bewohner der Pflegestufe I mindestens einen Pfleger. Beim Festlegen des Personalschlüssels spielten finanzielle Gesichtspunkte eine zu große Rolle, sagt etwa Pflegewissenschaftlerin Doris Schiemann von der Fachhochschule Osnabrück.

Experten kritisieren auch, dass derzeit nur ein verschwindend geringer Teil der Mitarbieter über eine psychiatrische Fachpflegeausbildung verfügt.

In den kommenden Jahren sehen die Verträge in Berlin eine Anhebung der Personalausstattung vor. So soll ab 2009 ein Pfleger weniger als zwei Bewohner der Pflegestufe III versorgen.

Reicht der Anteil der ausgebildeten Fachkräfte in den Pflegeeinrichtungen aus?

Die Pflegekassen haben berechnet, dass für eine gute Versorgung der Bewohner nur etwa jeder zweite Pfleger eine dreijährige Ausbildung benötigt. Die anderen Mitarbeiter haben zumeist eine einjährige Ausbildung zum Helfer absolviert. „Der Anteil an Hilfskräften ist mit etwa 50 Prozent der Mitarbeiter zu hoch“, kritisiert Expertin Doris Schiemann. Durch gut qualifiziertes Fachpersonal könnten die vorhandenen Ressourcen in den Heimen viel effizienter genutzt werden.

Auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert mehr Fachpersonal. Die Anforderungen an die Mitarbeiter werden immer komplizierter, schon weil mehr der hochbetagten Bewohner an Demenz erkranken. „Mindestens 70 Prozent der Schwestern und Pfleger sollten deshalb examinierte Fachkräfte sein“, sagt DBfK-Fachfrau Daniela Oertel.

Was tun die Heime gegen Personalmangel?

Inzwischen sind in den Berliner Häusern vermehrt Schwestern aus dem Ausland angestellt worden, was den Mangel etwas gelindert habe, sagen Experten. Einige Schwestern haben jedoch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, berichten Pfleger. Gerade bei der Dokumentation ihrer Tätigkeiten wie der Medikamentenabgabe, gäbe es immer wieder Probleme. Rund zehn Prozent der Mitarbeiter in den Berliner Heimen kommen nicht aus Deutschland. Besonders aus Polen, Portugal und der Türkei würden Heimbetreiber Pflegerinnen anwerben. „Diese Kolleginnen arbeiten dann schon für 1200 Euro brutto“, sagt Michael Musall von der Gewerkschaft Verdi. Derzeit bekommen Fachpfleger rund 1500 Euro brutto im Monat. hah

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