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Berlin: Mehr Sport, mehr Reisen

Am Freitag startet die Internationale Tourismus-Börse. Deutschland will hier für die Fußball-WM werben

Als Christoph Columbus Amerika entdeckte, glaubte er, auf Indien gestoßen zu sein. Dieser Irrtum hat das geografische Verständnis vieler Amerikaner nachhaltig getrübt. Die Berliner kennen sich weit besser aus, denn sie bekommen einmal im Jahr einen sehr wirksamen Nachhilfeunterricht: die Internationale Tourismus-Börse, inzwischen in der 39. Auflage. 180 Länder sind ab Freitag mit über 10300 Ausstellern in den Messehallen am Funkturm vertreten. Zur ersten ITB, 1966, waren es vier – neben Deutschland noch Ägypten, Brasilien und der Irak. 140000 Besucher haben sich die Messe 2004 angesehen, die Veranstalter rechnen für dieses Jahr mit einer weiteren Steigerung.

Partnerland der ITB ist diesmal Deutschland. Das klingt wenig exotisch, betrifft aber vor allem die Eröffnungsveranstaltung mit Regierungsprominenz, auf der Normalreisende ohnehin nicht zugelassen sind. Die Bundesländer nehmen nicht mehr Platz ein als sonst, sagt Pressesprecherin Angelica Germis, lassen es aber sportlicher angehen als bisher – wegen der Fußball-WM 2006. Das Land Baden-Württemberg verwandelt sich auf der ITB zu einem großen Fußballplatz und die Deutsche Zentrale für Tourismus bietet in der Halle 10.2 am Stand 102 Torwandschießen, mehrere Aussteller verlosen Karten für die Meisterschaft. Bei der Bayern Marketing Tourismus GmbH können Mutige sich an einem noch traditionelleren Sport versuchen: Am Stand 201 in Halle 6.2b können sie mehrmals täglich einen Maibaum erklettern.

Nach einem Besuch der Reisemesse ist das Verreisen eigentlich nicht mehr nötig. Die Aussteller präsentieren ihre schönsten Strände, Schlösser und Tempel. Echte Ureinwohner singen, tanzen und spielen Musik. Die Japaner zeigen in diesem Jahr eine „Maiko“, eine angehende Geisha aus Tokio. So eine Maiko trifft man als Japan-Tourist nicht so ohne weiteres. Auch der „japanische Löwentanz“ ist in den Geschäftsstraßen Tokios eher selten zu sehen. Dafür auf der ITB, zu sehen am Stand 131 in Halle 26.

Am Stand der Philippinen sinkt der ITB-Gast, vom Messestress gezeichnet, direkt in die totale Urlaubsentspannung. Zwei Masseurinnen kneten schlaffe Muskeln und flüstern am Stand 122 in Halle 26 mit samtener Stimme Pauschalangebote ins Ohr. Nicht weit entfernt, in der Mongolei, lässt sich am Stand 315 der „Kehlkopfgesang“ und das Musizieren auf „Pferdekopfgeigen“ erlernen. Wer es sportlicher möchte, kann auf den „Magic Mountain“ in der Halle 1.1 klettern. Nebenan beginnt der Tropendschungel mit Moskitos, die man unter dem Mikroskop betrachten kann. „Echte Tropenärzte im Dschungel-Look“ geben dazu Gesundheitstipps.

Die von der Tsunami-Katastrophe betroffenen Länder Südasiens trommeln besonders laut für ihre Reiseziele. Gleich zwei Hallen, 26 und 5.2, belegen Länder wie Indonesien, Thailand, Sri Lanka und Indien. „Von 246 Hotels mit einem oder mehreren Sternen sind nur 25 aufgrund der Verwüstung durch die Flutwelle geschlossen“, sagt Udaya Nanayakkara, Direktor des Fremdenverkehrsamtes in Colombo, Sri Lankas Hauptstadt. Touristik-Anbieter TUI will auf der ITB sein Hilfsprojekt für ein Dorf im Süden Sri Lankas vorstellen. Am TUI-Stand in Halle 25 kann man Patenschaften für Kinder aus den Katastrophengebieten übernehmen.

Und sonst? Die ITB 2005 ist ein Ort für Nostalgiereisende. Aus Thüringen kommen historische Triebwagen der Rennsteigbahn aus den 20er Jahren. Norwegische Bootsbauer zeigen, wie die Steinzeitmenschen mit dem Schilfboot verreist sind. Und zum 800. Gründungsgeburtstag des Mongolischen Reiches durch Dschingis Khan startet der „Weltumreiter“ Manfred Schulze eine Expedition von der ITB nach Ulan Bator. Die öffentliche Segnung der Pferde ist am 13. März auf dem Hammarskjöldplatz zwischen elf und 12 Uhr. Etwa 16 bis 18 Monate wird der Ausritt dauern. Genug Zeit also, um Land und Leute kennen zu lernen. Eine richtige Bildungsreise.

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