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Meine Woche (65): Ungerecht

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er, wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, haben Sie eine schöne Silvesterfeier gehabt?
Ja, zuerst waren wir bei einem Freund meiner Freundin Toni zu Gast, der in der Nähe von Nürnberg wohnt. Nach Mitternacht sind wir noch in einen Club in der Stadt gefahren.

Haben Sie die Debatte um die Silvesternacht in Köln mitbekommen?
Sie meinen die Diskussion darüber, dass dort hauptsächlich junge Nordafrikaner kontrolliert wurden?

Genau.
Wir haben darüber später auch in Nürnberg geredet. Ich glaube: Selbst wenn das Vorgehen der Polizei dazu geführt hat, dass nichts passiert ist, rechtfertigt das nicht den Rassismus.

Was hätte die Polizei Ihrer Meinung nach tun sollen?
Einfach starke Präsenz zeigen. Dann wissen die Leute von allein, dass ihre Taten Konsequenzen haben werden. Die Kontrollen verhindern ja auch nicht, dass jemand eine Straftat begeht – im Zweifel halt aus Frust woanders oder wann anders.

Sind Sie schon mal von der Polizei in Berlin kontrolliert worden?
Nein. Auch meine Freunde nicht. Aber ich denke, da unterscheidet sich die Polizei in Berlin vielleicht auch ein wenig von der in Köln.

Befürchten Sie, dass nach den Kontrollen in Köln sogenanntes Racial Profiling in Deutschland stärker angewendet wird?
Ich hoffe nicht. Letztendlich würde ja dann das passieren, was man derzeit auch in den USA beobachten kann. Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten ein Rassist sein darf, dann glauben die Leute, dass es okay ist. Und wenn die Polizei rassistisch handelt, dann wirkt auch das ermutigend auf andere.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Leute aufgrund ihrer Herkunft anders zu behandeln ist ungerecht – und das heißt auf Arabisch mo aadel.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali

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