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Glanz trifft Berlin: Hollywoodstar Meryl Streep lacht, Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat ihren Ehrenbären noch vor sich stehen.

© dpa

Meryl Streep auf der Berlinale: Glanz in Kosslicks Hütte

Von der Reaganfreundin zur Feministin: Berlinale-Ehrengast Meryl Streep spielt im Film "The Iron Lady" Maggie Thatcher. In Berlin erzählte sie, wie ihr die Eiserne Lady dabei näher gekommen ist.

Was hat Meryl Streep nur gegen ihre Nase? Schon bei ihrem ersten Berlin-Besuch zum Filmfest 1999 – da erhielt sie eine Berlinale-Kamera – hatte sie betont, sie habe „eine gute und vor allem eine lange Nase für geeignete Drehbücher und gute Regisseure“, und das war kaum nur metaphorisch gemeint. Diesmal nun, bei der Pressekonferenz zu „The Iron Lady“ und in Erwartung eines Ehrenbären, gefällt ihr an einer Matroschka-Puppe mit ihrem Ebenbild besonders, „dass meine Nase bei der Puppe zierlicher ist“. Die Nase, ihre schwache Seite?

Die Puppe hat ihr ein russischer Fan aus dem bis auf den letzten Platz gefüllten Raum aufs Podium gereicht. Dort steht bereits ein bunter Strauß von Dieter Kosslick, und ein weiterer Fan schafft es sogar mit seinen Blumen bis hoch zu ihr und wird mit Wangenküsschen belohnt – schließlich ist Valentinstag. Ein anderer Verehrer aber, der behauptet hat, einen Scheck für ihr geplantes Frauenmuseum bringen zu wollen und dann doch nur sich selbst hat, wird abgewiesen. So nicht, junger Mann! Sein Glück, dass nicht die echte Eiserne Lady dort gesessen hat.

Während Meryl Streep schon mehrfach in Berlin war, hat Margaret Thatcher die Stadt nur zweimal besucht: 1982 zu einer siebenstündigen Visite samt Besuch an der Mauer, Eintragung ins Goldene Buch im Rathaus Schöneberg und Essen im Schloss Charlottenburg, und dann noch einmal 1987 anlässlich eines Treffens der Parteiführer der Internationalen Demokratischen Union. Die Premierministerin zu spielen, hat Meryl Streep nicht als besonders anstrengend gefunden. Mit einem Roboter oder anderen Special Effects spielen, dabei eine Welt erfinden, das sei hart, aber diesmal habe sie sich sehr real gefühlt. Eine Herausforderung war die Rolle trotzdem: Immer dieselbe Frau zu spielen und sie dabei altern zu lassen. Und zudem sei zwar vieles aus Margaret Thatchers Leben bekannt, anderes aber verborgen gewesen. 50 Prozent seien reine Fiktion, der Rest absolut subjektiv aus Thatchers Perspektive erzählt, so beschreibt es Regisseurin Phyllida Lloyd.

Als links eingestellte Schauspielerin, erzählt Streep, habe sie ein bestimmtes Bild von Thatcher gehabt: Reagans Freundin, seltsame Kleider, keine schönen Haare. Aber sie habe einiges über sie gelernt, etwa, dass sie keineswegs Abtreibungsgegnerin war und auch das soziale Gesundheitssystem, ein Reizthema für Amerikas Rechte, nicht angetastet habe. Ob Thatcher eine Feministin gewesen sei? Sie selbst würde sich dagegen wohl vehement verwahren, glaubt Meryl Streep, aber sie habe den Frauen Türen geöffnet.

Und was sie von ihrer Politik halte? Für Meryl Streep ist das bei ihrer Arbeit unwichtig. „Wenn ich einen Charakter spiele, übernehme ich dessen Persönlichkeit und erhebe mich nicht über sie. Ich gehe nicht hin und sage, dass ich sie liebe oder hasse. Auf diese Weise kommt man in die Person nicht hinein.“

Was sie an einem Projekt reize? „Ich lese ein Drehbuch, es klingt etwas in mir wieder und ich denke: Das muss ich machen. Aber dieses Gefühl existiert in mir, bevor ich das Buch lese.“ Zum Beispiel habe ihre Mutter sie als Zehnjährige mal in eine Bibliothek geschickt. Dort sei sie auf ein Buch mit vielen Leichen und Bergen von Schuhen gestoßen, die wie die Schuhe ihrer Mutter aussahen: Bilder vom Mord an den Juden. Als sie dann „Holocaust“ und „Sophies Wahl“ drehte, da war eben etwas vom Stoff bereits in ihr.

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