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Messe: Grüne Woche: Wandertag mit Nährwert

25.000 Jugendliche kommen jedes Jahr zur Grünen Woche. Die meisten mit der Schulklasse, wahre Fans auch allein.

Mike muss sich entscheiden. Hot Dog und Cola, oder Tapas auf niedersächsische Art mit ganz viel Chili? Um ihn herum Getümmel und Geschubse, so viele Menschen, die gierig auf neue Geschmäcke sind, hat er noch nie an einem Ort gesehen. Fast alles, was er unter die Augen bekommt, kennt er nicht. Nun greift Mike zum Tapas. Aus Skepsis wird Wohlgefallen; die Reise in die fremde Esskultur hat sich gelohnt. Der 15-Jährige vom Steglitzer Händel-Gymnasium ist mit der Klasse auf Grüne- Woche-Tour. Ein Klassiker unter den Schulausflügen. Bis zu 25 000 Jugendliche kommen jedes Jahr im Klassenverband zur Messe. Aber besuchen junge Leute auch in ihrer Freizeit die Grüne Woche?

Austesten, probieren, neu entdecken. „Kaum angekommen, erlebt man die unglaublichsten Gerüche“, sagt die 15-jährige Sarah, die mit ihrer Freundin unterwegs ist. In Halle 7.2b duftet es nach Jogi-Tee wie in einem indischen Gewürzladen. Sarah schließt für einen Moment die Augen und fühlt sich wie auf Weltreise. Vor einer halben Stunde hat sie noch in der Öko-Halle Bio-Eis getestet. Und Schinkenhäppchen von freilaufenden Bio-Schweinen. Als Nächstes drängt es sie zu den Lamas. „Mal sehen, wie weit sie spucken können.“

Erfreulich, die meisten Häppchen gibt es zu recht günstigen Preisen. Und in der Bio-Halle lassen die Jugendlichen dabei so manches Vorurteil hinter sich. Erdnussbutter-Feigen-Crème, schmeckt das denn? Oder besser doch bei Nutella bleiben? Naturbelassenes Orangen-Pesto oder dem simplen Ketchup die Treue halten? Nach kurzem Zögern entscheidet sich Laura fürs Pesto. Ein Erfolg für die Bio-Aussteller, die ihre potenzielle Kundschaft mit solchen Alternativen engagiert umwerben. Zum Beispiel mit einem Testessen: Wer schmeckt den Unterschied zwischen Bio- und Normalo-Pizza?

Der Renner allerdings ist die Tierhalle 25. Von wegen nur Kinder. Kaninchen haben genauso viele Liebhaber zwischen 14 und 20. Und Pferde ebenso. „Ich bin wegen der vielen gezeigten Rassen da“, sagt eine 15-Jährige. Sie verbringt in der Tierhalle und auf dem Erlebnisbauernhof den ganzen Nachmittag und ist extra alleine gekommen. Wegen des „Kicks“, den die Messe ihr gibt. „An jeder Ecke siehst du was Neues, das ist doch toll.“

Die meisten in ihrem Alter kommen allerdings doch mit der Schulklasse. Das fördert die Messe bereits seit mehr als zehn Jahren mit ihrem speziellen Schülerprogramm. Erlebnisführungen gehören dazu, Kochprojekte oder Workshops wie „Tatort Supermarkt. Imitatkäse und andere Mogeleien“. Außerdem kann man grüne Berufe kennenlernen oder in der Halle für nachwachsende Rohstoffe in einen seltenen Rennwagen steigen. Der gehört Smudo, dem Sänger der Fantastischen Vier – und fährt mit Biodiesel.

Danach geht die Tour weiter. Zum Beispiel ins Bayernland. Da stopfen sich zwei 17-Jährige gleich die Kopfhörer in die Ohren. Jodeln und Heimat-Klänge mit Akkordeon kommen schlecht an. Bloß schnell weg. Am Ende steht die Blumenhalle. Der Traum aus Tulpen und Hibiskusblüten fasziniert alle. Nur im Bereich von Haushalt und Garten lässt sich kaum ein Jugendlicher sehen. Rasenmähen – nein danke! Und die 15-jährige Kathi hat auch keinen Putzfimmel. „Wozu brauche ich ein Super-Staubtuch?“Katharina Uharek

Katharina Uharek

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