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Berlin: Messerstiche nach lauter Musik Beklagter spricht von Notwehr

Der junge Mann ist Sprachwissenschaftler, einer, der sich mit der Kunst der Kommunikation auskennen sollte. Doch als er in einer Nacht im November letzten Jahres von lauter Musik geweckt wurde, setzte er laut Anklage auf sein Klappmesser.

Der junge Mann ist Sprachwissenschaftler, einer, der sich mit der Kunst der Kommunikation auskennen sollte. Doch als er in einer Nacht im November letzten Jahres von lauter Musik geweckt wurde, setzte er laut Anklage auf sein Klappmesser. Der aus den USA stammende Jason M. verletzte einen 31jährigen Nachbarn durch Stiche in den Hals und ins Bein. Seit gestern muss sich der 29-jährige M. wegen versuchten Totschlags vor dem Berliner Landgericht verantworten.

Der promovierte Mann im dunklen Nadelstreifen-Anzug berief sich vor den Richtern auf Notwehr. Er sei gesundheitlich angeschlagen gewesen und habe bereits vor Mitternacht geschlafen. Gegen vier Uhr sei er am fraglichen Morgen durch laute Musik geweckt worden. Er wartete zehn Minuten, ging dann ins Treppenhaus des Kreuzberger Wohnhauses. „Es war klar zu hören, aus welcher Wohnung der Lärm kam“, meinte der Angeklagte. Er sei einen Stock höher gegangen und habe geklingelt. „Viermal klingelte und klopfte ich, erst dann öffnete ein Mann mit freiem Oberkörper.“

Der Nachbar, den er nicht näher kannte, sei aggressiv gewesen und habe ihn nicht zu Wort kommen lassen, erklärte der Linguist. „Er hat geschrieen, mich gegen die Wand gedrückt, geschlagen und in den Würgegriff genommen.“ Fest und bedrohlich sei der Griff gewesen. Er habe Todesangst gehabt, sagte der Amerikaner. Er habe dann das Klappmesser in seiner Hosentasche gespürt, es herausgezogen und zugestochen.

„Das war Selbstverteidigung. Ich hatte Angst, er würde mich töten“, beteuerte der Angeklagte. Regieassistent Ralph P. schilderte die Situation allerdings anders. Die Musik sei nicht dröhnend, sondern auf Zimmerlautstärke gewesen. Tatsächlich habe er widerwillig die Tür geöffnet und den klingelnden Mann angeschrieen: „Was ist los?“ Der habe aber nicht diskutiert, sondern sofort zugestochen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. K. G.

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