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Berlin: Metall, gestanzt

VON TAG ZU TAG Gerd Appenzeller erzählt, wie das Brandenburger Tor ins Knopfloch kam Ich war Berliner. Und ich war Klassensprecher.

VON TAG ZU TAG

Gerd Appenzeller erzählt, wie das Brandenburger Tor ins Knopfloch kam

Ich war Berliner. Und ich war Klassensprecher. Für ein süddeutsches Internat zählte das als doppelte Quote, als es um das Brandenburger Tor ging. Ich war 15, als ich das erste Mal die Sammelbüchse vom Kuratorium Unteilbares Deutschland in die eine Hand gedrückt bekam und die Papiertüte mit den kleinen, silbrigglänzenden Abzeichen in die andere. Das war 1958, und es war eine Ehre. Die Sammelaktion nannte sich „Macht das Tor auf“. Das war symbolisch gemeint. Das Kuratorium Unteilbares Deutschland wollte an die Einheit der Nation erinnern. Die waren die Russen gerade wieder einmal dabei, zu untergraben. West-Berlin sollte „entmilitarisierte Stadt“ werden. Meine Eltern hatten davor Angst.

Das Abzeichen verkaufte sich gut. Es sah auch richtig schick aus, obwohl es nur 20 Pfennig kostete. Metall, geprägt. Neun Millionen Stück wurden davon in den ersten Monaten abgesetzt, 12 Millionen innerhalb eines Jahres. Komischerweise hatten alle Abzeichen schief angelötete Nadeln. Leider wurde der Anstecker dann aber bald aus Plastik gefertigt, da sah er ziemlich billig aus, und keiner wollte ihn mehr tragen. Vielleicht lag das aber auch an der Politik. Das Kuratorium nannten wir jetzt spöttisch „Unheilbares Deutschland“. Die alten Männer, die es repräsentierten, waren nicht mehr von unserer Welt. Das Abzeichen kam aus der Mode.

Dieses hier stammt aus dem Deutschen Historischen Museum. Es ist das einzige in Metall. Die zuständige Sammlungsleiterin, Dr. Regine Falkenberg, würde sich über weitere (geschenkte) Exemplare freuen. Rufen Sie einfach an: Berlin 20304280.

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