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Berlin: Mexikoplatz: Bund will schönste S-Bahnstation Berlins verkaufen

Während einer Fahrt mit der S-Bahnlinie 1 von Anhalter Bahnhof nach Wannsee erblickt man zwischen den Bahnhöfen "Zehlendorf" und "Schlachtensee" ein architektonisches Glanzstück: den Mexikoplatz. Doch der Haupteingang des S-Bahnhofs mit seinen auf den Platz führenden drei großen Flügeltüren und der Vorhalle könnte bald nicht mehr für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Während einer Fahrt mit der S-Bahnlinie 1 von Anhalter Bahnhof nach Wannsee erblickt man zwischen den Bahnhöfen "Zehlendorf" und "Schlachtensee" ein architektonisches Glanzstück: den Mexikoplatz. Doch der Haupteingang des S-Bahnhofs mit seinen auf den Platz führenden drei großen Flügeltüren und der Vorhalle könnte bald nicht mehr für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Das dem Bund untergeordnete Bundeseisenbahnvermögensamt (BEV) will die Halle und ein angrenzendes Mietshaus verkaufen. "Die Verhandlungen mit mehreren Investoren laufen", bestätigt Ursula Pliete, die den Sachbereich Immobilien beim BEV leitet. Im Oktober vergangenen Jahres war die Immobilie für 2,6 Millionen Mark ausgeschrieben worden. "Es bleibt dem Käufer überlassen, was er mit dem Gebäude macht", sagt Pliete.

Zurzeit hat der Bahnhof zwei Ausgänge: Einer führt auf den Mexikoplatz, ein weiterer auf die Lindenthaler Allee. Der 1904 vom Architekten Gustav Hart entworfene S-Bahnhof Mexikoplatz gilt als der schönste Berlins. Als Reaktion auf die Verkaufspläne hat Manfred Kannenberg, der seit über 20 Jahren eine Buchhandlung mit Antiquariat in der Halle führt, den Verein "Kulturbahnhof Mexikoplatz" samt Förderverein gegründet. Künstler, Architekten und Anwohner engagieren sich, damit das denkmalgeschützte Gebäude auch künftig als Kulturstandort und Bürgertreffpunkt erhalten bleibt. "Das ist nicht nur ein S-Bahnzugang, sondern ein wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt", sagt Kannenberg. In der Weihnachtszeit ziehen Adventsmärkte Besucher auch aus anderen Teilen Berlins an, es gibt Lesungen und Konzerte in der kuppelförmigen Halle, in der sich außer der Buchhandlung noch ein Blumenladen, eine Kneipe und ein Zeitungskiosk befinden.

Die Inhaber der Geschäfte fürchten um ihre Existenz. Zwar gehen die Mietverträge auf den Käufer über, doch es besteht nur ein Jahr Kündigungsfrist. Außerdem wäre ein Bahnhof, der nur noch einen Eingang hat, lange nicht so attraktiv für Flaneure. Auf der heutigen Steglitz-Zehlendorfer Bezirksverordnetenversammlung steht die Zukunft der Gewerbetreibenden im Bahnhofsgebäude auf der Tagesordnung. Wie eine Ware oder Altlast sei er sich vorgekommen, erzählt Kannenberg, als Investoren das Objekt besichtigten.

Indessen verlautet aus dem Bundeseisenbahnvermögensamt, dass die Verkaufsverhandlungen nicht günstig laufen: Offenbar ist den Interessenten der Kaufpreis zu hoch. Die Rede ist von einer Angebotssumme von 1,5 Millionen Mark - zu wenig für den Bund. Möglicherweise wird das Objekt noch einmal ausgeschrieben. Kannenberg und sein Verein hoffen nun darauf, dass es zu einer zweiten Verkaufsausschreibung kommt: "Vielleicht könnten wir dann mit Hilfe einer Kulturstiftung mitbieten und das Gebäude selbst erwerben." Außerdem versuche man, den Bahnhof auf die Liste der euopäischen Kulturgüter oder gar des Weltkulturerbes der Unesco zu setzen - und so vor "privatem Ausverkauf" zu schützen.

Über die mögliche Nutzung nach einem Verkauf gibt Pliete keine Auskünfte. "Es ist ein interessantes Ensemble", räumt sie ein. Angesichts von über 600 verkauften Bundesimmobilien im vergangen Jahr verstehe sie jedoch die Aufregung nicht: "Für uns ist das ein völliger Normalfall."

Katharina Körting

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