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Männer und Technik. Tobias Dreißigacker, Michael Müller und Michael Geißler (v.l.) mit einem Modell vor dem echten Blockheizkraftwerk im St. Joseph Krankenhaus.

© Davids/Sven Darmer

Michael Müller am Ort seiner Geburt: Der Regierende Bürgermeister hat ein Patenkind

Michael Müller hat ein Blockheizkraftwerk eingeweiht - im St. Joseph-Krankenhaus in Tempelhof, in dem er vor 50 Jahren geboren wurde.

Die ersten Patenkinder von Klaus Wowereit hießen Curtis-Mike, Steve-Malcolm und Shawn-Collin. Am Montag zog Michael Müller (SPD) nach – mit Beate. Es befindet sich im geburtenstärksten Krankenhaus Berlins, dem St. Joseph in Tempelhof. Am Montagmorgen schritt Müller durch die Automatiktür mit der Aufschrift „Kreißsaal“ und die Treppe hinab zum Heizungskeller, um Beate zu begrüßen. „*26.01.2015, 10.09 Uhr, 5700 kg, 320 cm“ steht auf ihrem Gefäß.

Während es sich bei Wowereits Patenkindern – 153 in 13 Amtsjahren – um Drillinge handelt, ist Müllers Premierenbaby ein Blockheizkraftwerk. Ein gasgetriebener Motor mit gut 800 PS, der gleichzeitig Strom und Wärme produziert. Wenn er hält, was seine Väter versprechen, ist die Inbetriebnahme in der Tat ein freudiges Ereignis für die katholische Klinik und ein bisschen auch für die Berliner: 350000 Euro Energiekosten soll es der Klinik jedes Jahr ersparen, was knapp einem Viertel der gesamten Rechnung entspricht. Außerdem soll es dank seines hohen Wirkungsgrades und des – vor allem im Vergleich zum bisher verwendeten Heizöl – relativ klimafreundlichen Erdgases rund 1000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr vermeiden. Ein klitzekleiner Baustein für das große Projekt, Berlin bis zum Jahr 2050 klimaneutral umzubauen – also rund 90 Prozent der zurzeit rund 20 Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden, die die Stadt jährlich in die Luft bläst.

Nicht nur deshalb ist dieser Termin für den früheren Umweltsenator Müller ein Heimspiel. Nach dem Hallo im Heizungskeller eilt der Tross zum Konferenzsaal. Unter den überraschten Blicken wartender Patienten geht es an Intensivstation und Darmzentrum vorbei zum Raum mit dem Rednerpult. „Ich bin sehr gerne gekommen, weil es ja mein Krankenhaus ist“, sagt Müller. Er selbst wurde vor 50 Jahren hier geboren, später sein Sohn; auch der Vater sei hier lange in Behandlung gewesen. Vor ihrem Wegzug in die übernächste Querstraße haben die Müllers direkt neben der Klinik gewohnt. Das St. Joseph sei ein Beispiel für hervorragende Versorgung im Kiez, sagt der Ur-Tempelhofer, der sein Manuskript hier nicht braucht, sondern einfach frei und freundlich drauflos redet.

Klinik-Geschäftsführer Tobias Dreißigacker sagt, die 350000 gesparten Euro könnten nun für Patienten und Mitarbeiter investiert werden. Auch wolle man die Kollegen schulen, „wie sie mit wenigen Handgriffen Energie sparen können“. Michael Geißler, dessen Berliner Energieagentur (BEA) das Kraftwerk den Namen zu verdanken hat, wünscht BEAte ein langes Leben mit vielen störungsfreien Volllaststunden. Später wird er mit einem Blick aus dem Fenster auf diesen grauen, fast windstillen Tag sagen, dass Erneuerbare Energien eben noch nicht alles könnten, weshalb Kraftwerke wie dieses vorerst das Mittel der Wahl seien. Müller plaudert mit Klinikmitarbeitern über gemeinsame Bekannte, während Agenturchef Geißler die Tücken der Energieförderregeln erklärt. Für die BEA ist Beate Blockheizkraftwerk Nummer 68 und ihr bisher größtes. Und für Müller hat die Woche mit einem Termin zum Warmwerden begonnen.

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