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Dieser unter Denkmalschutz stehende Kiosk liegt in Top-Lage: am Savignyplatz in der City West. Dort ist das Wohnen inzwischen sogar wieder etwas billiger geworden.

© dpa/Tobias Felber

Mietpreise in Berlin: Studie: Wohnen in teuren Lagen wird billiger

Vor allem in den Außenbezirken von Berlin sind laut einer neuen Studie die Mieten zuletzt gestiegen. In Top-Lagen sinken sie demnach sogar – etwa am Savignyplatz in Charlottenburg oder am Bayerischen Platz in Schöneberg. Top-Zuschlag: 36,3 Prozent in der Kreuzberger Prinzenstraße.

Kristina Rüther registrierte „ein Phänomen“. So phänomenal war die Erkenntnis allerdings auch nicht, dass sie „davon groß überrascht worden wäre“. Also, das Phänomen: In Berlin sinken Mieten. Das ist erst mal eine gute Nachricht. Die schlechte schiebt Rüther gleich nach. Die Projektmanagerin ist verantwortlich für den „Wohnmarktreport Berlin 2015“ der Immobilienberatungsfirma CBRE und der Bank Berlin Hyp. Sie sagt: „Es betrifft nur einzelne kleine Bereiche.“ Hochpreisige Bereiche, genau gsagt.

Am Bayerischen Platz (Schöneberg, -5,7 Prozent), in der Graefestraße (Kreuzberg, -4,5), am Savignyplatz (Charlottenburg, -4,3) und am Stadtpark Lichtenberg (-10,0) sind die Mieten 2014 verglichen zum Vorjahr billiger geworden. Vergleichsmaßstab sind jeweils die ersten drei Quartale des Vorjahres. Im Graefekiez etwa, vermutet Kristina Rüther, hätten Vermieter getestet, was sie verlangen können. Ergebnis: Mehr als durchschnittlich 10,50 Euro pro Quadratmeter (Stand 2014) sind nicht drin. Am Savignyplatz sind es auch nur noch 11,01 Euro/qm. Selbst am Kollwitzplatz geht’s nach unten: 11,66 Euro/qm, 2,2 Prozent weniger als 2013.

Der Stadtpark Lichtenberg ist eine Besonderheit: Hier wurden hochwertige Wohnungen gebaut, die vor einiger Zeit die Durchschnittsmiete in die Höhe trieben. Die Wohnungen sind vermietet, nun hat sich alles wieder eingependelt.

Mieten liegen im Schnitt bei 8,55 Euro pro Quadratmeter

Ansonsten stiegen aber die Mieten, teilweise erheblich. Insgesamt zogen sie im Schnitt um 6,6 Prozent an, auf 8,55 Euro/qm. Noch stärker, prozentual, kletterten die Preise in Mitte, Lichtenberg, Tempelhof, Spandau, Neukölln und Marzahn-Hellersdorf.

In Mitte liegt der Durchschnittspreis bei 10,00 Euro/qm. Vor allem in Moabit, Tiergarten und im Wedding haben die Preise angezogen. Am stärksten stiegen die Mieten allerdings in Lichtenberg. Dort muss man im Schnitt 7,98 Euro/qm bezahlen, ein Plus von 12,2 Prozent.

Alles will ins Zentrum: In Friedrichshain-Kreuzberg sind die Kaltmieten am höchsten, in Mitte sind sie zuletzt aber deutlich stärker gestiegen.
Alles will ins Zentrum: In Friedrichshain-Kreuzberg sind die Kaltmieten am höchsten, in Mitte sind sie zuletzt aber deutlich stärker gestiegen.

© Tagesspiegel/Bartel

Ein enormes Gefälle gibt es in Neukölln. Im Norden schnellten die Mieten nach oben, im Bereich Sonnenallee Süd sowie Buckow und Rudow jedoch kaum. Teuerster Ort ist das Gebiet am Maybachufer. 10,37 Euro/qm, das bedeutet fast zwei Euro mehr als im Durchschnitt des Bezirks.

Auch in Spandau legten die Preise erheblich zu. „Wohnungssuchende, die früher nie auf die Westseite der Havel gezogen wären, nehmen jetzt offenkundig auch Spandau in den Fokus“, sagt Kristina Rüther. Die Mieten stiegen zum Beispiel in der östlichen Wilhelmstadt um mehr als neun Prozent. Übersetzt auf absolute Zahlen ergibt das allerdings noch moderate Summen: Die Mieten liegen dort weiterhin unter 7,00 Euro/qm. Immerhin: Das ist mehr als der Gesamtschnitt des Bezirks (6,75).

Auch in Tempelhof sind die Mieten ziemlich stark gestiegen. Im Schnitt liegen die Preise nun bei 8,47 Euro/qm. In Reinickendorf sind die Mieten zwar auch noch relativ moderat (Schnitt: 7,08 Euro/qm), doch ein Jahr zuvor hatte man noch erheblich weniger bezahlen müssen.

In der Prinzenstraße stiegen die Preise um 36,3 Prozent

Die heftigsten Steigerungen gab es berlinweit für die Mieter in der Prinzenstraße (Kreuzberg, 36,3 Prozent), in der Westlichen Kantstraße (Charlottenburg, 24,3 Prozent) und in Gesundbrunnen (Mitte, 21,3 Prozent). In Gesundbrunnen liegt die Durchschnittsmiete derzeit bei 8,25 Euro/qm. Die insgesamt höchste Miete ist derzeit Unter den Linden fällig, dort verlangen Vermieter 12,90 Euro/qm. Im Gegenzug bedeutet das: Preiswerter als in Ahrensfelde (Marzahn-Hellersdorf) kann man in Berlin nicht wohnen: 5,71 Euro/qm.

Käufer von Wohnungen hatten es auch nicht besser als viele Mieter. Das mittlere Angebot für Wohnungen stieg im Schnitt um zehn Prozent auf 2725 Euro/qm. Wer mit so einer Preisvorstellung allerdings in Mitte (3646 Euro/qm), Friedrichshain-Kreuzberg (3269) und Charlottenburg-Wilmersdorf (3129) aufkreuzte, der wurde ausgelacht.

Wer glaubte, dass die Kaufpreise wie die Mieten sinken, sieht sich getäuscht: Im Graefekiez und am Bayerischen Platz stiegen die Preise für Wohnungen um 10 bis 15 Prozent.

Kristina Rüther hat im Übrigen noch ein Phänomen ausgemacht, und das hat sie tatsächlich überrascht: Warum ausgerechnet die Prinzenstraße Spitzenreiter im Preisanstieg ist, nein, das kann sie beim besten Willen nicht erklären.

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