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Berlin: Militante Gruppe bedroht WM-Sponsoren

Terroristen verübten 2006 bereits vier Anschläge Strenge Sicherheitschecks in der Adidas-Arena

Das Landeskriminalamt hat Sponsoren der Fußball-Weltmeisterschaft vor möglichen Anschlägen der linksradikalen „militanten Gruppe“ (mg) gewarnt. Polizeipräsident Dieter Glietsch bestätigte am Wochenende eine Meldung des Magazins Focus. „Die Existenz einer solchen Gefährdungsbeurteilung wird bestätigt“, teilte Glietsch mit. Beratungsgespräche wurden mit zwei WM-Sponsoren und einem privaten Wachschutzunternehmen geführt. Ein Sponsor soll Sportbekleidungshersteller Adidas sein, der seit Jahren wegen der Produktion in Billiglohnländern kritisiert wird. So sind derzeit auf der Internetseite von Adidas gleich zwei aktuelle Stellungnahmen zu Vorwürfen von linken Gruppen zu lesen. In den vergangenen Jahren hatte die mg bereits WM-Sponsor Telekom und WM-Förderer Deutsche Bahn „angegriffen“, wie die Terroristen es nennen.

In diesem Jahr wurden in Berlin bereits vier Brandanschläge gezählt, die auf das Konto der mg gehen: Auf ein Renault-Autohaus, aufs Polizeipräsidium, zwei Polizeiautos und aufs Ordnungsamt in Niederschöneweide. Seit fünf Jahren ermittelt der Generalbundesanwalt, die höchste Anklagebehörde der Bundesrepublik, gegen die Gruppe. Sie hatte unter anderem dem Regierungsbeauftragten für die Entschädigung der Zwangsarbeiter, Otto Graf Lambsdorff, Drohbriefe geschrieben, denen Kleinkaliberpatronen beigefügt waren, zeitgleich gab es den ersten Brandanschlag auf eine Daimler-Benz-Filiale. Danach gab es etwa 20 weitere Brandanschläge, überwiegend in Berlin und in Brandenburg. In der Regel verschickt die mg danach Bekennerschreiben an Berliner Zeitungen, im März 2006 wurde außerdem ein „Arbeitsnachweis“ versandt, eine Liste der Anschläge. In der linken Szene waren der mg daraufhin Eitelkeit und Angeberei vorgeworfen worden. Auch wenn bei den Brandanschlägen meist nur geringer Schaden entstand, wird die mg von den Sicherheitsbehörden ernst genommen. So wurde nach dem Anschlag aufs Polizeipräsidium die Gefährdungsstufe für das Gebäude auf „3“ hochgesetzt. Aber auch Adidas schreibt Sicherheit groß: Besucher berichteten von extrem strengen Taschenkontrollen und Leibesvisitationen vor dem Betreten der Adidas-Arena am Reichstag.

Die mg besteht vermutlich nur aus wenigen Personen, die anders als einst die Baader-Meinhof-Gruppe, nicht im Untergrund leben, sondern sich hinter einer normalen, möglicherweise bürgerlichen Fassade tarnen. „Die mg strebt eine ,klassen- und staatenlose kommunistische Gesellschaftsform an’“, heißt es beim Verfassungsschutz. Besonders im Visier stehen Sozialabbau, „ausbeuterische“ Unternehmen, und „repressive“ Behörden wie Gerichte, Ordnungsämter und Polizeiwachen, aber auch Wachschutzunternehmen. So hatte die „Autonome Gruppe“ vor zwei Jahren mehrere Fahrzeuge der Firma Securitas auf einem Parkplatz angezündet.

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