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Berlin: Minikarneval im Hauptbahnhof

Da hat Berlin mal wieder Glück gehabt: In der Mode jagt ein Superlativ den nächsten: Mal ist es der längste Laufsteg der Welt, mal die größte Modenschau Deutschlands. Die fand am Samstagabend im größten Kreuzungsbahnhof Europas statt.

Da hat Berlin mal wieder Glück gehabt: In der Mode jagt ein Superlativ den nächsten: Mal ist es der längste Laufsteg der Welt, mal die größte Modenschau Deutschlands. Die fand am Samstagabend im größten Kreuzungsbahnhof Europas statt. Betrachtet man den „Walk of Fashion“ als Versuchsanordnung, was passiert, wenn 80 Models angeführt von zwei Trommlern, hintereinander weg einmal die drei Ebenen des Hauptbahnhofs ablaufen, dürfte die Bahnhofschefin Julia Theurkauf zufrieden sein. Keine Störung des Betriebsablaufs: Diejenigen, die einfach nur ankommen oder abfahren wollten, konnten dies ungestört tun. Und wer wissen wollte, wo sich die Modenschau befand, die eher einem Minikarneval glich, der musste einfach nur den Blitzlichtern der zahllosen Digitalkameras und Fotohandys folgen.

Allerdings reichte die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Zuschauer schon nicht mehr, um nach dem Sinn des Ganzen zu fragen. Gut so – es gab auch keinen. Das zeigte sich dann bei der geladenen Gästen vorbehaltenen Abschlusspräsentation im Untergeschoss an Gleis 1, dem wohl nüchternsten und zugigsten Ort im ganzen Bahnhof. Wärmende Decken gab es wenigstens für die obligatorische Prominentenjury, unter anderem bestehend aus Schauspielerin Katja Woywood , Moderator Jörg Thadeusz und Angelica Blechschmidt , Ex-Chefredakteurin der deutschen Vogue, die die obligatorischen Awards für die besten Mode verliehen. Die gingen an zwei Absolventinnen der privaten Modeschule Esmod mit ihren Diplomkollektionen – beide allerdings ebenso wenig „angesagte Modedesigner“ (laut Einladung) wie die mit dem Publikumspreis ausgezeichnete Heidi Elgt , die seit 1989 ein Atelier in Kaulsdorf führt. Ach, es gab dann noch die Hair-Fashion- Show vom Veranstalter und Friseur Civan Ucar , den Auftritt der Newcomerband „Wunder“, die seit 1995 existiert, viel Prosecco in kleinen Dosen und Bulettenspieße. So gestärkt freute man sich schon auf ernst zu nehmende Modenschauen. Von denen gibt es ja schon eine ganze Menge in Berlin. gth

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