zum Hauptinhalt

Berlin: Missbrauchsserie: Waldorf-Schule suspendiert Lehrer Kollegen und Eltern über Vorwürfe schockiert Ermittlungen gegen Pädophilen-Ring dauern an

Fassungslos haben Schulleitung, Schüler und Lehrer der Waldorfschule Märkisches Viertel am Sonnabend auf Berichte reagiert, wonach ein Lehrer zu den drei Männern gehört, die jetzt wegen des Verdachts auf Menschenhandel und systematischen Kindesmissbrauchs verhaftet wurden. „Die Schulgemeinschaft ist über die vermutete Beteiligung des Lehrers an diesen furchtbaren Verbrechen zutiefst schockiert“, heißt es in einer Erklärung des Schulvorstandes.

Fassungslos haben Schulleitung, Schüler und Lehrer der Waldorfschule Märkisches Viertel am Sonnabend auf Berichte reagiert, wonach ein Lehrer zu den drei Männern gehört, die jetzt wegen des Verdachts auf Menschenhandel und systematischen Kindesmissbrauchs verhaftet wurden. „Die Schulgemeinschaft ist über die vermutete Beteiligung des Lehrers an diesen furchtbaren Verbrechen zutiefst schockiert“, heißt es in einer Erklärung des Schulvorstandes. Bisher habe man keine Erkenntnisse darüber, dass auch Schüler der Schule betroffen sind. Vorsorglich richtete die Schule eine Kontaktnummer für eventuell Betroffene ein.

Der 67-jährige Lehrer war, wie berichtet, wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs mehrerer Jungen in einem Kinderheim in Haiti und in Berlin am Mittwoch verhaftet worden. Das Heim soll von dem Berliner Verein „Promote Africa“ betrieben worden sein, dessen Vorsitzender der Lehrer ist. Ermittelt wird auch gegen den Geschäftsführer des Vereins und einen weiteren Mann. Der Verein versteht sich als Initiative für Integration und Entwicklung. Er richtet seine Angebote an Jugendliche mit Migrationshintergrund aus Afrika. Der Fokus des Vereins liegt auf der „Gewaltprävention im Umgang mit männlichen Jugendlichen“. Dazu gibt es Projekte, die unter anderem von Künstlern unterstützt wurden. Zudem hat der brasilianische Fußballspieler Francesco Lima den Workshop „Streetfootball for Tolerance“ unterstützt. Unter anderem ist der Verein seit 2005 eng verknüpft mit den Organisatoren des Afrikahauses Berlin, Farafina e.V. Weder hier noch beim Verein selbst war gestern eine Stellungnahme zu bekommen.

Ein Projektpartner zeigte sich am Sonnabend erschrocken über die Vorwürfe. Die Zusammenarbeit mit dem Verein vor wenigen Jahren erschien dem Berliner Künstler „suspekt“, die Organisation einer gemeinsamen Veranstaltung war „undurchsichtig“. Deshalb habe er auf ein erneutes Angebot zur Zusammenarbeit nicht mehr reagiert. Eine weitere Künstlerin, die mit „Promote Africa“ zusammengearbeitet hat, sagte, der Vorsitzende habe „immer einen sympathischen Eindruck gemacht“, er schien „einen guten Draht zu Kindern“ zu haben.

Einen guten Umgang mit Kindern bescheinigt auch ein ehemaliger Schüler dem jetzt suspendierten Waldorf-Lehrer: „Er war besonders engagiert, ich habe nur gute Erinnerungen an ihn“, sagt der Berliner, der Ende der 1980er Jahre als Austauschschüler an der Stockholmer Waldorfschule war, wo der später nach Berlin gewechselte Lehrer eine Klasse leitete. Der Pädagoge habe „einen guten Draht zu Schülern gehabt“, aber nach Erinnerung des ehemaligen Schülers damals keine Grenzen überschritten.

Der jetzt des Missbrauchs beschuldigte Lehrer und Vereinsvorsitzende wurde laut Schulleitung vom Unterrichten freigestellt, ein Hausverbot wurde ausgesprochen. Auf der Internetseite der Schule wurden sein Name und sein Bild entfernt. „Der Vorstand der Waldorfschule nimmt den Tatvorwurf sehr ernst und wird die Suspendierung aufrechterhalten, bis die Sachlage eindeutig geklärt ist“, teilt der Schulvorstand mit.

Auch die Eltern an der Waldorfschule, wo der 67-Jährige seit dem Jahr 2000 bis zu seiner Verhaftung als Englischlehrer in wechselnden Klassenstufen gearbeitet hat, zeigten sich betroffen. „Seit der Festnahme gibt es kein anderes Thema mehr“, sagt ein Vater. Er steht mitten zwischen Bauschutt und Dämmmaterial, das die Eltern trotz der Ferien für die Sanierung in Eigenarbeit des orangefarbenen Hauptgebäudes benötigen. Mehr als 400 000 Euro Spenden haben sie für den Umbau und den Neubau einer Küche und eines Mehrzweckraumes gesammelt. Zur Person des Lehrers will sich hier niemand äußern. Die Eltern verweisen auf die Stellungnahme der Schulleitung.

Unter seinen Kollegen sprach sich die Nachricht am Sonnabend erst langsam herum. „Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagte eine Lehrerin, die erst durch Nachfragen des Tagesspiegels von dem Fall erfuhr. „Es ist mir ein Rätsel.“ Die Schule hat rund 430 Schüler und 35 Lehrer.

Angesichts des aktuellen Falls wird die Forderung laut, Mitarbeiter von Vereinen, die mit jungen Menschen zu tun haben, im Vorfeld besser zu überprüfen – so wie es bei Sportvereinen Pflicht sei. „Wo viel mit Kindern gearbeitet wird, müssten polizeiliche Führungszeugnisse Pflicht sein“, sagte der CDU-Innenpolitiker Peter Trapp dem Tagesspiegel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false