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Berlin: Mister Mode-Universum

Designer Michael Michalsky hat Adidas zur begehrten Trendmarke gemacht Jetzt will er es der Welt von Berlin aus zeigen – mit seiner eigenen Firma

Michael Michalsky will es Berlin so richtig zeigen. Wie man es so macht als Profi. Nämlich ganz groß rauskommen und zwar sofort: Er will der Ralph Lauren von Europa werden. Eine Lifestyle- Welt soll es werden – Frauen-, Männer- Kindermode und Accessoires. Ein bisschen größenwahnsinnig der Gute, würde man denken, wenn es eben nicht Michalsky wäre, der einem da gegenübersitzt und fröhlich strahlt, wenn er von seinen Visionen spricht. Eine Zeitung nannte ihn unlängst nach Karl Lagerfeld, Wolfgang Joop und Gabriele Strehle den wohl einflussreichsten deutschen Modedesigner.

Diesen Ruf hat er sich in den vergangenen zwölf Jahren bei Adidas erarbeitet. Michalsky machte aus dem vor sich hin- dümpelnden Sportartikelhersteller eine weltweit begehrte Modemarke, die Turnschuhe an Leute verkauft, die sich kein bisschen für Sport interessieren. Er holte die Designer Yohji Yamamoto und Stella McCartney zu Adidas. Am Schluss trug Michalsky den Titel „Global Creative Director“ und war für 185 Designer an den Standorten Tokio, Portland (USA) und dem Hauptquartier Herzogenaurach verantwortlich.

Jetzt also Berlin: Gestern hat der gebürtige Bad-Oldesloer den Kaufvertrag für sein Haus in Dahlem unterschrieben, sein Büro in Mitte ist bezugsfertig, 15 Mitarbeiter warten darauf, die Modewelt des Herrn Michalsky mit aufzubauen. „Bei Adidas war ich ein Dirigent eines subventionierten Staatsorchesters, wo darum gestritten wurde, was gespielt wird. Jetzt habe ich ein eigenes Orchester und spiele nur noch meine eigene Musik.“ Den Vergleich wählt er wohl auch deshalb, weil Musik seine größte Leidenschaft ist. Während seines Devisenmanagement-Studiums in London Ende der 80er Jahre verdiente er sein Geld als Türsteher. Zwischen seinem Job aus Studententagen und seiner heutigen Art zu arbeiten gibt es jede Menge Gemeinsamkeiten. „Ich muss eine Auswahl treffen, was passt zusammen, wen lass ich rein, wer bleibt draußen.“ Das nennt er dann eine Marke remixen, wie er es mit Adidas vorführte und jetzt noch mal mit dem Münchner Taschenlabel MCM machte.

Die cognacbraune Tasche gehörte in den späten siebziger Jahren zum wichtigsten Accessoire der bayerischen Schickeria – der Glanz verblasste zunehmend: Als der Besitzer und Partylöwe Martin Comer seine Firma 1998 verkaufen musste, stand das Kürzel meist nur noch für „Muschi-Club München“. Michalsky bekam vom neuen Besitzer, der koreanischen Firmengruppe Sungjoo, die Erlaubnis so richtig auszumisten und die obskure Geschichte der Marke in die neuen Entwürfe einfließen zu lassen. Das Ergebnis kann man sich jetzt in der ersten MCM-Boutique der neuen Generation am Kurfürstendamm anschauen. Die Umkleidekabinen sind mit altem Taschenfutter verkleidet, die limitierten Unterarmtaschen aus Zebrafell und Krokoleder, sind einem Modell nachempfunden, das sich Michalskys Mutter vor 26 Jahren auf einem Markt in Florenz kaufte - er rettete die Tasche im letzten Moment aus dem Altkleidersack.

Heute ist der 38-Jährige – neben der Shoperöffnung bei MCM – auch auf der Modemesse Premium am Gleisdreieck. Dort wird er einem interessierten Fachpublikum ausführlich erzählen, wie sein zukünftiges Michalsky-Modeuniversum aussehen soll. Und er verspricht, dass er von nun an Teil der „Berlin Fashion Week“ werden will – so nennt der Designer das heute beginnende achte Modewochenende, das diesmal vor allem durch die beiden großen Modemessen Premium und Bread & Butter dominiert wird. Und wenn er erst mal bewiesen hat, dass seine Marke hier in Berlin funktioniert, „dann spricht eigentlich nichts dagegen, dass in fünf Jahren alle großen deutschen Modefirmen hier ihre Hauptquartiere haben“.

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