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Berlin: Mister Wirtschaft hat noch Pläne

Günter Rexrodt will politisch weiter mitmischen – aber nicht auf Berliner Niveau

Der Mann macht was her. Die blauen Augen schweifen gern in die Ferne. Das Kinn zeigt immer nach vorn-oben. So sieht ein Unternehmer aus, der Politiker geworden ist, selbstverständlich in der FDP, woanders kann man ihn sich gar nicht vorstellen. Günter Rexrodt, 63, scheidender Landesvorsitzender der Berliner Liberalen, hat einiges gesehen in seinem Arbeitsleben, er war Senator und Minister, Treuhand-Vorstand und Banker. Er ist Bundesschatzmeister der FDP und Bundestagsabgeordneter. Gerade weilt er mit dem FDP-Präsidium in den Bergen zu einer Klausurtagung. Und wenn er darauf angesprochen wird, dass er nun ein Amt aufgibt, weist er zuerst darauf hin, dass er sich nicht aus der Politik verabschiede. Günter Rexrodt hat – daran lässt Günter Rexrodt keinen Zweifel – noch viel vor.

Dass er dies gelegentlich betonen muss, liegt nicht allein an der Berliner FDP, an Martin Lindner und Markus Löning, die untereinander geklärt haben, dass es keine Kampfkandidatur um den Landesvorsitz geben soll: Löning soll es werden, das will auch Lindner. Am Montag haben sie sich als Tandem vorgestellt. Rexrodts Rückzug aus der Landespolitik ging einher mit dem Eindruck einer gewissen Mattigkeit und einer gewissen Angegriffenheit. Matt wirkt Rexrodt allerdings, wenn er auf landespolitischen Schlachtfeldern zu tun hat. Als er vor ein paar Tagen auf dem FDP-Landesparteitag den jahrelangen Satzungsstreit für beendet erklären konnte, wirkte er von seinem Thema so wenig begeistert, dass nicht einmal er seiner Rede zuzuhören schien. Die Performance sei Rexrodts Problem, sagt einer, der ihn mag und respektiert: Er wirke, als empfände er die Arbeit im Landesvorstand als gerade noch zumutbar und als beginne Politik im Bundesvorstand der Partei. Das Wort „Bezirke“ spreche er nicht aus – „er spuckt es eher“.

Andererseits weiß Rexrodt besser als die meisten FDP-Bezirksvormänner, wie sehr Politik und Wahlerfolge von Namen, von Fernsehbekanntheit und -versiertheit abhängen. Und den Mann von politischem Gewicht stellt er nicht bloß dar – er ist auch eng verbunden mit der Welt der Politikberatung und der freien Wirtschaft. Vor kurzem erst hat der „Stern“ die lange Liste von Rexrodts Nebenbeschäftigungen und Ehrenämtern zu skandalisieren versucht: Die WMP, von der sich Florian Gerster beraten ließ, als er noch Arbeit hatte, ist auch Rexrodts Firma. Geärgert hat er sich über den Versuch der üblen Nachrede. Und nirgends, sagt er druckvoll, verstoße er gegen das, was im Bundestag an Nebentätigkeiten genehmigt ist. Außerdem, sagt er nicht ohne Stolz, sei er von Diäten unabhängig. Das respektiert man zumindest in der FDP.

Unter Parteifreunden, nicht nur unter den Marktwirtschaftlern, ist er viel besser angesehen, als sein Image ahnen lässt. Verlässlich sei er und korrekt, heißt es. Als die Berliner FDP Mitte der 90er Jahre in einer Art Polit-Harakiri mit rechtskonservativen Unterwanderungsversuchen dem Untergang entgegenstritt, versuchte Rexrodt, den Landesverband zusammenzuhalten – nachdem er die Eskalation des Streits zugelassen hatte. Vor allem trieb er die Partei nach Jahren der Fast-Bedeutungslosigkeit zurück ins Abgeordnetenhaus. Günter Rexrodt habe der FDP einiges zurückgegeben, sagt ein führender FDP-Mann. Und er habe viel mehr Sinn für Humor, als man denke.

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