zum Hauptinhalt

Berlin: Mit Axt vertrieben

Rechte prügeln sich in Döner-Imbiss mit Inhabern – möglicherweise ausländerfeindliches Motiv

Nach den brutalen Attacken zwischen Linken und Rechten in den vergangenen Monaten gab es in der Nacht zu Freitag im Lichtenberger Weitlingkiez einen möglicherweise ausländerfeindlichen Angriff der rechten Szene. Die Brüder Ö. hatten ihren Döner-Imbiss in der Weitlingstraße kurz nach Mitternacht gerade schließen wollen, als zwei „Rechte“ aufkreuzten und an der Tür rüttelten. Ob Charles J. (20) und Thorsten L. (38) wirklich einen Döner oder nur Ärger machen wollten, ist unklar. Die Aussagen widersprechen sich.

Nach Darstellung des 34 Jahre alten türkischstämmigen Imbissbesitzers sollen die „Glatzen“ seinen Bruder angegriffen haben, deshalb habe sich der 37-Jährige mit einem Vierkantholz verteidigt. Zeugen und die beiden Rechten sagten dagegen bei der Polizei aus, dass Resid und Mehmed Ö. „angefangen“ hätten. Wie es bei der Lichtenberger Antifa hieß, hatten Neonazis bereits im September in dem Dönerladen der Brüder Ö. randaliert. Zudem habe die braune Szene in diesem Jahr die Kampagne „Fresst keine Döner“ initiiert.

Die beiden von der Polizei als „Rechte“ eingestuften Männer wurden am Kopf verletzt. Zeugen berichteten, dass sie erst flüchteten, als der 34-Jährige Imbissbesitzer sie mit einer Axt bedrohte. Die Polizei nahm die beiden kurze Zeit später fest – in der als Treffpunkt der rechten Szene bekannten Kneipe „Kiste“.

Unklar ist auch, wieso eines der Opfer, der 38-jährige Thorsten L. einen Messerstich im Bauch verschwieg. Nachdem im Krankenhaus sein Kopf bandagiert worden war, fiel in der Gefangenensammelstelle auf, dass Blut aus dem Hemd sickerte. L. gab an, von dem Stich nichts bemerkt zu haben. Anzeigen stellten die beiden Rechten ebenfalls nicht. Befürchtet wird jetzt auch, dass die linke Szene die Auseinandersetzung zum Anlass für einen Racheakt nehmen könnte.

Unterdessen teilte der Polizeipräsident, Dieter Glietsch, mit, dass sich die Zahl rechtsextremer Gewalttaten in Berlin innerhalb eines Jahres verdoppelt habe. „2005 gab es 52 Gewaltdelikte, in diesem Jahr werden es mehr als 100 sein“, sagte er. Seit 2003 steige die Zahl bereits. Das hänge seiner Überzeugung nach mit dem Scheitern des Verbotsverfahrens gegen die NPD im Jahr 2003 zusammen. Erst am Donnerstag hatte Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid im Abgeordnetenhaus mitgeteilt, dass es in diesem Jahr bereits 20 Gewalttaten zwischen Linken und Rechten gab, 13 von der linken Seite, sieben von der rechten. mit dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false