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Berlin: Mit Boris beim Golf

Laureus ist eine Organisation ehemaliger Sportlegenden, die Kindern hilft und den Sport-Oscar verleiht. Bei einem Benefiz-Dinner stellte sie sich neuen Förderern vor

Um Mitternacht hielt es Boris Becker nicht mehr auf seinem Stuhl. Der Gastgeber des Laureus Charity Dinner sprang auf die Bühne, um die bis dahin eher schleppende Auktion etwas anzuheizen. 3000 Euro waren geboten für eine Golfpartie mit ihm selbst im Rahmen eines dreitägigen Aufenthalts auf dem Oktoberfest. „Unter 10 000 Euro gehen wir hier nicht raus“, rief Boris entschlossen. „Ich leg noch eine Tennisstunde drauf.“ So sieht wahrer Sportsgeist aus. Tatsächlich kam die angestrebte Summe zusammen; Bäckermeister Heiner Kamps darf sich nun auf ein wahrhaft hochkarätiges Fitnessprogramm freuen. Das Wohltätigkeitsdinner im Kreuzberger Umspannwerk war eine Premiere und soll als das erste einer Reihe von Wohltätigkeitsinitiativen in die Sportgeschichte eingehen.

„Laureus“ heißt Lorbeer, die Organisation, die von DaimlerChrysler und Luxus-Unternehmen Richemont gegründet wurde, ist seit drei Jahren aktiv. Am spektakulärsten ist der Versuch, eine Art Sport-Oscar zu etablieren. Der wird am 19. und 20. Mai zum vierten Mal in Monaco verliehen. Eine Laureus World Sports Academy unter Vorsitz der Leichtathletiklegende Edwin Moses wählt in der ganzen Welt herausragende Sportler heraus. Für sein Lebenswerk wurde schon Pele ausgezeichnet, zu Sportlern des Jahres wurden unter anderem Michael Schumacher und Tiger Woods gewählt. Der Academy gehören 41 ehemalige Sportler an, aus Deutschland noch Katharina Witt und Franz Beckenbauer. Auch Nadia Comaneci gehört dazu. Sie saß neben dem deutschen Laureus Chairman Boris Becker und war mit ihrem Bruder aus Bukarest zu dem Dinner gekommen.

Mit dem amerikanischen Botschafter Dan Coats und seiner Frau Marsha Ann, die selbst vielfältige Erfahrungen im sozialen Engagement für Jugendliche besitzt, sprach die mehrfache Olympiasiegerin eingangs über den zweiten Aspekt von „Laureus“, die „Sport for Good Foundation“. Diese Stiftung will mit Sport die Welt verändern und sozial benachteiligten Kindern helfen. Zusammen mit dem Eishockey Club Eisbären unterstützt die Stiftung in Berlin die Initiative „Kick“, die Jugendliche mit spannenden Sportprogrammen vom Frust der Straße ablenken will.

„Sport ist eine der wenigen Weltsprachen, die, wie Kunst und Liebe, überall verstanden wird“, sagte Eisbären-Geschäftsführer Detlef Kornett. Durch Sport werden gute Fähigkeiten gefördert: Leistungsfreude, aber auch der konstruktive Umgang mit Leistungsdruck und mit Niederlagen. Eine Million Dollar spenden DaimlerChrysler und Richemont jährlich an die Stiftung und liegen damit voll im Trend der Zeit: Auch außerhalb der USA wächst der Druck auf große Unternehmen, sich sozial zu engagieren. Die zu den Unternehmen gehörigen Marken Mercedes-Benz und Cartier engagieren sich zusätzlich; die Laureus Statuette etwa kommt von Cartier und enthält 670 Gramm gediegenes Silber.

Rund 220 Gäste hatten mindestens 1000 Euro bezahlt, um an dem Dinner teilzunehmen. Entertainerin Gayle Tufts bemühte sich nach Kräften, den für Peter Raue kurzfristig eingesprungen Anwalt beim Animieren zu unterstützen. Immerhin kamen zum Beispiel 12 000 Euro für die Teilnahme an der Oldtimer-Rallye „Mille Miglia“ und 8000 Euro für einen Besuch bei den Laureus World Sports Awards zusammen. Die Sportler-Kür wird ein Ereignis mit hohem Glamour-Faktor: In den vergangenen Jahren hatten unter anderem Michael Jordan, Heidi Klum, Catherine Zeta-Jones und Emerson Fittipaldi zu den Laudatoren gezählt.

Dass nach dem dreigängigen Dinner mit Lachstartar und Rinderschlegel Auktionsposten wie ein Rennwochenende am Nürburgring nur langsam an Tempo zulegten, lag vielleicht an einer gewissen Motorlastigkeit der Posten, attraktive Einlasskarten für Fußballendspiele könnten sicher zusätzliche Begeisterung entfachen. Klaus Wowereit sah jedenfalls einen guten Auftakterfolg angesichts der stetig wachsenden Zahl von Benefizveranstaltungen mit Versteigerungen. Unter den Gästen Shawne Fielding mit Ehemann Thomas Borer, Sportsenator Klaus Böger und der Bundestagsabgeordnete Günter Nooke, der sich als aktiver Eishockey-Fan zu erkennen gab und wunderbare Tricks kennt, wie man Eis ganz unbürokratisch so glatt bekommt, dass es Spaß macht, darauf zu spielen. Manchmal, wenn er im Winter an einem zugefrorenen See vorbeikommt, hält es ihn nicht mehr im Wagen. Sport verändert eben nicht nur die Welt, sondern hält auch viele kleine Alltagsfreuden bereit.

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