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Berlin: Mit den Augen bei den Musikern

Fast alle Juroren bei Young Euro Classic sind Tagesspiegel-Leser – sie suchen die beste Komposition

TagesspiegelLeser bei der Arbeit: Während die jungen Musiker nach ihrem Konzert ins Freie strömen, treffen sich die Mitglieder der Jury am Abend zu einer kurzen Besprechung. Wie schon bei den anderen Ausgaben des Festivals Young Euro Classic sind auch diesmal wieder zehn Juroren dabei, die sich ein Urteil bilden sollen über die 13 Musikstücke, die es während des Festivals im Schauspielhaus erstmals zu hören gibt, entweder als Auftragswerke des Festivals oder als deutsche Erstaufführungen.

Die Aufgabe macht ihnen Spaß, ist aber auch anstrengend: „Ich bin immer sehr angespannt, wenn das Stück kommt, auf das ich achten muss“, sagt Ingrid Buchholz, „danach mache ich mir sofort Notizen, sonst weiß ich am Schluss nicht mehr, was ich gefühlt habe beim Zuhören.“ Sie ist genauso wie die meisten Juroren Leserin des Tagesspiegels, der auch diesmal mit einem Aufruf Mitglieder für die Jury von Young Euro Classic gesucht hatte. Für den 77-jährigen Rolf Heinemann eine Aufgabe, die ihm viel bedeutet: „Als pensionierter Lehrer fühle ich mich immer noch der Jugend verbunden.“

Am kommenden Sonntag soll der Komponist ausgezeichnet werden, dessen Stück am besten gefallen hat. Wie geht die Jury da vor? Zunächst hatte sie sich unter der Anleitung der Vorsitzenden Svetlana Lundgren einige Kriterien erarbeitet, nach denen die Stücke beurteilt werden sollen. Aber jeder hat auch seine eigene Vorgehensweise. „Ich achte auf die Authentizität einer Komposition“, erklärt Hans Dinkloh, „und darauf, ob es eine Botschaft gibt, die ich verstehen kann.“ Manchmal machen sich einige Jury-Mitglieder Gedanken, ob sie der Verantwortung einer Jury auch wirklich gerecht werden, denn: „Wir sind in unserer Bewertung auf uns ganz alleine gestellt“, sagt Ingrid Buchholz. Gerade das findet der 19-jährige Abiturient Christian Schiller spannend: „Ich beobachte immer die Musiker. Sind sie froh, dass es vorbei ist oder spielen sie das Stück gerne?“ Das sage viel über das Stück aus, meint er. Nur wenn sie das neue Stück engagiert und gerne spielen, schafften es die Musiker, „dass sie mich überzeugen können“.

Eine diskussionsfreudige Jury ist also zusammengekommen. In einem Punkt sind sich alle einig. „Das ist wirklich großartig, was die jungen Leute leisten“, sagt Christa Haschke. Jacek Barski ist zum ersten Mal bei dem Festival dabei: „So ein Niveau hätte ich nicht erwartet. Es ist wunderbar, was die Orchester alles spielen können.“ Neben den Genannten gehören noch Cordula Brünske, Sandra Wilgenbusch, Sara Franz und Thomas Waschke zur diesjährigen Jury. oew

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