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Berlin: Mit einer ungewöhnlichen Idee könnten überzählige Kindertagesstätten vor dem Leerstand bewahrt werden

Mit einer ungewöhnlichen Idee will ein Marzahner Unternehmen leerstehende Kindertagesstätten einer neuen Nutzung zuführen. Die Firma BBP Bauconsulting mbH will Kitas zu Eigentumswohnungen umbauen.

Mit einer ungewöhnlichen Idee will ein Marzahner Unternehmen leerstehende Kindertagesstätten einer neuen Nutzung zuführen. Die Firma BBP Bauconsulting mbH will Kitas zu Eigentumswohnungen umbauen. Hintergrund ist, dass vor allem in den Neubaubezirken viele Gebäude wegen des drastischen Rückgangs der Geburtenzahlen überflüssig werden.

"Besonders Gebäude, die von viel Grün umgeben sind und nicht unmittelbar an Hochhäuser grenzen, sind geeignet", sagt Geschäftsführer Hans Jürgen Gaudig. Er schlägt mehrere Möglichkeiten vor: Die Kitas könnten so verändert werden, dass Reihenhäuser entstehen. Denkbar sind aber auch Wohnungen in abgestuften Zwei- oder Dreigeschossern. Auf jeden Fall bietet die Konstruktion der Gebäude gute Voraussetzungen, ist Gaudig überzeugt.

Als Beispiel führt er die massiven Querwände an, die jeweils im Abstand von sechs Metern vorhanden sind. Diese könnten als Tennlinie der einzelnen Reihenhäuser dienen. Zusätzlich müsste allerdings noch ein Schallschutz installiert werden. "Nach den Wünschen der künftigen Eigentümer wird es verschiedene Grundrisse geben", betont Gaudig. Natürlich würden die vorhandenen Sanitäreinrichtungen entfernt und auch neue Treppen eingebaut. "Doch alle Veränderungen sind letztendlich immer noch preiswerter als ein Abriss der Kita", sagt der Geschäftsführer.

Wer einmal auf einem ehemaligen Kitagrundstück wohnt, erhält auch einen Garten. "Die Einrichtungen wurden einst auf 4000 bis 6000 Quadratmeter großen Flächen errichtet und bieten somit viel Freiraum", sagt Gaudig. Aus seiner Sicht werde durch das Umbau-Projekt komfortabler Wohnraum in einer weitläufigen Umgebung geschaffen. Die Preise für ein Reihenhaus einschließlich Grundstück könnten bei rund 350 000 Mark liegen. Begeistert von der Idee zeigt sich Hohenschönhausens Wirtschaftsstadtrat Matthias Stawinoga (SPD). Schließlich stehen in seinem Bezirk zurzeit vier Kitas leer. Und so gibt es bereits konkrete Absprachen zur Umsetzung des Projektes an der Zingster Straße. "Wir verhandeln mit einem Investor und wollen das Objekt so schnell wie möglich verkaufen", berichtet der Stadtrat. Auch im Nachbarbezirk Marzahn hat man schon von dem Vorhaben gehört, bestätigt Jugendstadtrat Wolfgang Kieke (parteilos). Für nahezu zehn leerstehende Einrichtungen sucht der Bezirk seit Monaten nach neuen Nutzern - bislang vergeblich. Sogar im Internet wurden die Objekte potenziellen Käufern angeboten. Bezirksbürgermeister Harald Buttler (PDS) äußert sich jedenfalls zurückhaltend zu dem Wohnungsprojekt. "Sollte sich ein Investor für eine leerstehende Marzahner Kita interessieren, sind wir jedoch immer bereit, über die Gebäude zu verhandeln."

Wie auch in anderen Neubaubezirken werden bereits etliche Kita-Gebäude von Freien Trägern, Vereinen oder Schulen genutzt. In Marzahn soll demnächst am Geraer Ring ein Haus abgerissen werden und dafür Neubauten entstehen. Hohenschönhausen hat in den vergangenen Jahren drei ehemalige Kita-Gebäude verkauft: Zwei dienen nun der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Hohenschönhausen als Kundenzentren, in einer befindet sich ein Ärztehaus. Trotzdem sind derzeit im Ostteil der Stadt ungefähr 40 Kitas ungenutzt.

Damit sich das Hohenschönhausener Pilotprojekt aber tatsächlich verwirklichen lässt, sind noch rechtliche Voraussetzungen zu schaffen. "Der Senat muss einen Grundsatzbeschluss fassen, so dass die betreffenden Grundstücke unter ihrem Verkehrswert verkauft werden dürfen", sagt Wirtschaftsstadtrat Stawinoga. Sonst würden sich die Projekte wegen der vorgesehenen Umbauten nicht lohnen.

Steffi Bey

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