zum Hauptinhalt

Berlin: Mit höchster Sicherheit

2000 Beamte schützen Israels Ministerpräsidenten Auch heute Behinderungen und Staus im Stadtgebiet

Ehud Olmert soll auf seine Frau gehört haben. „Schau dir das Museum mal an“, soll der entscheidende Satz gelautet haben, hieß es im Jüdischen Museum. Der israelische Ministerpräsident besuchte gestern den Libeskind-Bau in Kreuzberg, in dem seine Frau im September letzten Jahres ihr Buch vorgestellt hat. Olmert, der sich derzeit – ohne Frau – zu einem dreitägigen Besuch in Berlin aufhält, nahm sich viel Zeit für die Ausstellung, mehr als eine Stunde. Nach der Begrüßung durch Geschäftsführer Ulrich Klopsch (Direktor W. Michael Blumenthal ist in den USA) schrieb Olmert, wie es jüdische Tradition ist, ein Kärtchen und hängte es in den Granatapfelbaum. Olmert schrieb auf Hebräisch: „Wir hoffen, dass dieser Ort eine ewige Erinnerung an das Geschehene ist.“ Weiter wünschte er dem jüdischen Volk eine „blühende Zukunft“.

Draußen, vor dem Museum, war Gegenwart. Und die sah so aus: Betonsperren, hunderte Polizisten, Maschinenpistolen, Scharfschützen, die sich auf Geländewagen postiert hatten, Männer mit Ferngläsern auf den umliegenden Hochhäusern. Wenn ein israelischer Präsident kommt, gilt wie beim US-Präsidenten automatisch die höchste Gefährdungsstufe 1, die bedeutet: „Mit einem Anschlag ist zu rechnen.“

Die Polizei, die während des Besuchers 2000 Polizisten im Einsatz hat, besitzt mittlerweile Erfahrung mit „G 1“-Besuchern. Neu war gestern nur, dass die israelischen Sicherheitsbeamten riesige schwarze Vorhänge im Gepäck hatten. Die wurden kurz nach elf Uhr im Hof des Jüdischen Museums aufgespannt, damit niemand von außen beobachten konnte, in welche von mehreren gleichartigen schwarzen Limousinen der Staatsgast steigt, um zurück zum Hotel zu fahren. Zudem soll das Spezialgewebe der Vorhänge Munition abstoppen können, hieß es.

Die einzige „Störung“ vor dem Jüdischen Museum wurde um 10.22 Uhr protokolliert. Ein nicht ganz nüchterner Anwohner, der MP-bewaffnete Polizisten ignorierte und auf direktem Wege zu seiner Wohnung wollte, wurde überwältigt und zu seiner sichtbaren Verblüffung mit Handschellen gefesselt weggefahren.

Am Sonntagabend war Olmert gelandet, später gab es ein Essen in der israelischen Botschaft in Grunewald. Der private Termin war geheim gehalten worden. Wilmersdorfer Anwohner wunderten sich über den Hubschrauber, der mehrfach die Strecke zwischen Interconti und Botschaft abflog. Erst nachdem aus der Luft gemeldet wurde, dass der Weg frei sei, fuhr die aus mehr als 60 Fahrzeugen bestehende Kolonne los.

Gestern Abend wurde Olmert mit dem Hubschrauber ins nördlich von Berlin gelegene Meseberg geflogen, wo er von Angela Merkel im Gästehaus der Bundesregierung begrüßt wurde. Am heutigen Dienstag wird Olmert im Kanzleramt empfangen, anschließend von Bundespräsident Horst Köhler im Schloss Bellevue und Bundestagspräsident Norbert Lammert im Reichstag. Am Abend werden Autofahrer ein letztes Mal im Stau stehen: wenn Olmerts Kolonne zum militärischen Teil des Flughafen Tegels fährt.Ha

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false