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Berlin: Mit Ironie wider das Böse

Roger Moore erhielt für seine Arbeit als Unicef-Botschafter das Bundesverdienstkreuz

Er kann auch anders, das hat er mehr als genug bewiesen, weltweit und auch in Berlin. Die hiesige Polizei verfolgt 007? Sie hat nicht die geringste Chance, wie vor 20 Jahren in den Berliner Szenen des JamesBondAbenteuers „Octopussy“ zu sehen war. Die Hatz über die Avus hatte noch ein Stuntman übernommen, aber am Checkpoint Charlie war Roger Moore persönlich da, im schwarzen Mercedes, misstrauisch beäugt von den Grenzern der anderen Seite.

Schon ein komischer Zufall, dass Roger Moore ausgerechnet gestern wieder einen großen Auftritt in Berlin hatte, dem Tag, als auf der Berlinale George Clooneys Regiedebüt „Confessions of a Dangerous Mind“ Premiere hatte. Sam Rockwell spielt darin den amerikanischen Fernsehproduzenten und -moderator Chuck Barris, nebenberuflich als CIA-Killer tätig. Ein Auftrag führt ihn auch nach Ost-Berlin, wo er prompt geschnappt und über Checkpoint Charlie wieder ausgetauscht wird. Roger Moore als 007 wäre das nie passiert.

Aber die wilden Jahre sind lange vorbei, wenn sich auch jeder noch gern daran erinnert. Bundespräsident Johannes Rau zum Beispiel, für den gestern in Schloss Bellevue auch ein Premierentag war: „Wir hatten hier noch nie Besuch von einem ehemaligen Geheimagenten Ihrer Majestät.“ Und schon gar nicht, um ihm das Bundesverdienstkreuz anzuheften.

Mit Roger Moores früheren Leben hatte das freilich nichts zu tun, nicht mit James Bond, Simon Templar oder Lord Sinclair in „Die Zwei“, Rollen, in denen Moore stets mit der „ihm eigenen leicht ironischen Distanz“ gegen das fiktive Böse kämpfte, wie Rau seinen Gast pries. Geehrt wurde vielmehr, dass der Schauspieler seine Popularität für den Kampf gegen das Leid in der Welt genutzt und sich vorbildlich für die Rechte der Kinder eingesetzt habe.

Seit 1991 engagiert sich der 75-jährige Moore für Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, eine sehr verdienstvolle und erfolgreiche Arbeit, wie Rau sagte, dabei eine Hand locker in der Tasche, was manch anderem zur Respektlosigkeit geriete, bei Rau aber wie ein beiläufiger Trick erscheint, das notwendige Pathos wieder ein wenig zu brechen. Roger Moore und seine Frau Kristina, beide Hand in Hand, wirkten dagegen fast ergriffen.

Bei realen Kampf gegen das Böse habe die Ironie nichts zu suchen, erwiderte der Schauspieler. Das Verdienstkreuz nehme er stellvertretend für Unicef entgegen. Anschließend stellten er und Christina Rau im Pressehaus am Schiffbauerdamm die neue Unicef-Kampagne „Unverkäuflich!“ vor, mit der die Organisation Unterschriften gegen den Kinderhandel sammeln will. Die Frau des Bundespräsidenten, Schirmherrin von Unicef, berichtete von ihrem Besuch in Benin vor wenigen Tagen, wo Kinderhandel ein besonders großes Problem sei. Es sei aber weltweit verbreitet, als wirtschaftliche und sexuelle Ausbeutung, berichtete Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. Die öffentliche Aufmerksamkeit, beklagte Roger Moore, sei noch viel zu gering. ac

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