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Spracherziehung in Kitas: Mit Kindern im Dialog

Bundesfamilienministerium fördert Spracherziehung in Kitas mit 400 Millionen Euro. Berliner Einrichtungen können sich bewerben.

Der fünfjährige Gaspard blättert in seinem Sprachtagebuch. „Pasta“ und „Pantalon“ seien seine ersten Worte in der Kita gewesen, sagt Erzieherin Heike Pick über den deutsch-französischen Jungen. Zweisprachigkeit spielt in der multikulturellen Kindertagesstätte „Maulwurf“ in Tiergarten eine zentrale Rolle; die 54 Kinder kommen aus 16 Nationen, 80 Prozent von ihnen wachsen zweisprachig auf. Pick ist eine der neuen Facherzieherinnen und arbeitet in einer Berliner Schwerpunkt-Kita für Sprache und Integration. 400 Millionen Euro will das Bundesfamilienministerium insgesamt bis 2014 in die frühe Sprachförderung von Kindern investieren. Im November hatte Ministerin Kristina Schröder (CDU) erneut Kitas aufgerufen, sich um einen der verbleibenden 1000 Förderplätze zu bewerben. Bereits jetzt werden bundesweit 3000 Kitas gefördert. In Berlin konnten allein 135 Einrichtungen mit den Geldern neue Fachkräfte einstellen. Pick, die sich aus den Reihen der Erzieher für die Weiterqualifizierung bewarb, besucht nun eine viermonatige Zusatzausbildung für Sprachförderung am Sozialpädagogischen Institut Berlin. Mit Schulungen zu Psychomotorik, Sprachentwicklung, Phonologie und Phonetik soll die Pädagogin dafür sorgen, dass die Spracharbeit im Kita-Alltag vertieft wird. Sie beobachtet Wortschatz, Sprachgebrauch, aber auch Entwicklungsverzögerungen der Kinder. Auch achtet sie darauf, dass Kinder sich in Dialogen üben, etwa beim Morgenkreis und im Sprachprogramm „Finki“.

Pick ist davon überzeugt, dass Sprachfähigkeiten auch einen Einfluss auf das soziale Miteinander der Kinder haben und sie beispielsweise mit Ärger und Wut kontrollierter umgehen können. Deshalb hat sie auch das Gewaltpräventionsprogramm „Faustlos“ in ihre sprachpädagogische Arbeit integriert. Vom Nutzen der gezielten Sprachförderung ist auch Kita-Leiterin Sabine Dervenskus-Böhm überzeugt: „Neben der positiven Resonanz von Eltern profitieren wir auch als Kollegen-Team von den fachlichen Anregungen“. Größten Wert legt Dervenskus-Böhm darauf, dass die Kinder Spaß an den Übungen haben. Wenn ab 2015 die Förderdauer endet, bleibt den Kindern Heike Pick zumindest als Erzieherin erhalten.

Diese Lösung sei jedoch nicht in allen Kitas praktikabel, meint Klaus-Dieter Oldenburg vom Kita-Träger AWO Kreisstelle Mitte, und es sei fraglich, was mit den frisch ausgebildeten Fachkräften dann geschehe. Vier der neun Kitas des Berliner Trägers AWO Mitte nehmen am Förderprogramm des Bundesfamilienministeriums teil. „Das ist viel“, sagt Oldenburg: „Aber unsere Kindergärten liegen auch in den sozialen Brennpunkten Berlins.“

Laut der Regiestelle Schwerpunkt-Kitas sehen die Details des Programms so aus: Einzelkitas können von den jährlichen Zuwendungen in Höhe von 25 000 Euro eine halbe Stelle, Kita-Verbünde sogar eine ganze Stelle finanzieren. Enthalten ist auch ein frei verfügbares Budget für Fortbildungen, Coaching und Sachmittel. Noch bis zum 16. Dezember können sich Berliner Kindertagesstätten um einen Förderplatz bewerben. Um teilnehmen zu können, müssen die Kitas einen Anteil von mindestens 40 Prozent an Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache haben, sagt Christian Walther, Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft. Zudem wird bei der Auswahl berücksichtigt, wie viele Kinder aus einkommensschwachen Familien eine Einrichtung betreut.

Die Offensive „Frühe Chancen“ stellt alle Informationen und Bewerbungsunterlagen auf Ihrer Webseite bereit: www.fruehe-chancen.de

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