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Berlin: Mit Schirm, Sturm und Melonen

Für Olympiakandidatur und Fußballweltmeisterschaft: „Sport tut Deutschland gut“ hieß das Motto des Sommerfests beim Bundespräsidenten. 7500 Gäste waren dabei

Der Termin für das nächste Sommerfest des Bundespräsidenten steht schon fest: 25. Juni 2004, „einen Tag nach meiner…, nach meinem Namenstag“, sagte Johannes Rau zwischen zwei Gewittern im Schlosspark. Er hat sich also wieder nicht zur zweiten Amtszeit geäußert, steigert die Spannung aber mit Sportsgeist.

Es war das erste Mal überhaupt, dass das Thema Sport im Mittelpunkt eines solchen Sommerfestes stand, was angesichts der Möglichkeiten, die sich da entfalteten, schon erstaunlich war. An nicht-olympischen Sportarten wie Wettmelken, Eisstockschießen und überdimensioniertem Tischfußball mit Menschen statt Figuren konnten sich die Teilnehmer selbst erproben. Immerhin, auch darauf wies der Bundespräsident hin, gibt es in Deutschland 87 000 Sportvereine mit 24 Millionen Mitgliedern und vier Millionen ehrenamtlichen Helfern. Und beim Fest war nur Platz für 7500 Gäste, obwohl diesmal für das Olympische Dorf der stolzen Leipziger und Rostocker zusätzlich zum Park sogar der Privatgarten geöffnet wurde. Trotzdem waren die Telefonleitungen im Schloss offenbar heiß gelaufen, weshalb Rau den Anwesenden ausdrücklich Grüße an alle auftrug, die nicht dabei sein konnten.

Für Dietmar Krause, den ehrenamtlichen Fußballpräsidenten aus Kleinpaschleben, übertraf das Fest „alles, was ich erwartet hatte“. Sonst ist er unermüdlich bei Turnieren und Versammlungen im Einsatz, nun empfand er es als wirkliche Auszeichnung und alle Mühen wert „so dermaßen höflich bewirtet zu werden“, sagte er im Kaffeezelt. Sein Fazit: „Wenn man hier dabei gewesen ist, sollte man eigentlich aufsteigen.“

Dazu sind vor allem die Olympiakandidaten entschlossen. Der Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee hat nicht nur in seiner Stadt einen wirklich olympischen, alles übergreifenden Corpsgeist geschaffen, er gerät auch sehr motivierend ins Schwärmen, wenn er von dem Rückhalt des Bundespräsidenten für die Bewerbung seiner Stadt spricht. „Er lässt sich regelmäßig informieren und steht voll dahinter. Das hilft!“

Der Präsident des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, erzählte, dass das Motto des Festes „Sport tut Deutschland gut“ bei der Übernahme der gleichnamigen Schirmherrschaft zustande gekommen ist. Von Schirmen war leider viel die Rede an dem Abend. Regen beim Sommerfest hat für die Gäste den Vorteil, dass sie einen Schirm mit Aufdruck geschenkt bekommen, ein begehrtes Souvenir, eigentlich ein Trostpflaster in Gestalt einer Trophäe. Bei diesen Schauern halfen Schirme aber nicht wirklich. Zu schade für die hellen Seidenkleider mancher Damen. Christina Rau hatte sich gleich für einen weiß getupften, kurzen dunklen Rock entschieden. Die ganz jungen Besucher, die vier Wochen alte Dorothea und den eine Woche älteren Joseph, störten die Schauer wenig. Geübte Gäste wie Klaus Wowereit, Sportsenator Klaus Böger, Boxer Axel Schulz und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck mochten rasch Zuflucht in den Zelten suchen, in denen es zwischendurch gemütlich eng wurde. Dafür konnte man zum Beispiel die Aufführung einer Beckenbauer-Oper (Arientitel: „Ich will Alimente!“) miterleben.

Auch Scooter, der Schlosshund, sah noch ganz trocken aus, als er gegen elf mit Johannes Rau durch den Park zog. Die beiden wurden allerdings immer wieder gestoppt von Gästen, für die das Fest erst rund war, nachdem sie mit dem Gastgeber persönlich gesprochen hatten. Wer bis zum abschließenden Bühnenfeuerwerk und einer von Reinhold Beckmann moderierten musikalischen Hommage der Staatsoperette Dresden an den Fußball blieb, konnte sich dann an einem makellosen Nachthimmel freuen, der wirklich aussah, als könne er kein Wölkchen trüben.

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