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Berlin: Mit Sitzblockaden wird um den Stuttgarter Platz gekämpft

Von Stefan Jacobs Und Klaus Kurpjuweit Der Terminplan für den Umbau des S-Bahnhofs Charlottenburg wackelt. Anfang der Woche will die DB Verkehrsbau prüfen, ob die bauvorbereitenden Arbeiten wieder aufgenommen werden können.

Von Stefan Jacobs

Und Klaus Kurpjuweit

Der Terminplan für den Umbau des S-Bahnhofs Charlottenburg wackelt. Anfang der Woche will die DB Verkehrsbau prüfen, ob die bauvorbereitenden Arbeiten wieder aufgenommen werden können. Erste Mauerdurchbrüche waren nach Protesten von Anwohnern, unter anderem mit einer Sitzblockade, in der vergangenen Woche abgebrochen worden. An den umstrittenen Plänen will die Bahn nichts mehr ändern.

Mit dem Genehmigungsbescheid für den vorgesehenen Umbau rechnen die Planer erst im September. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen 2003 beginnen, wenn die Strecke zwischen Zoo und Charlottenburg wegen Sanierungsarbeiten ohnehin für etwa ein Jahr gesperrt wird. Die Bau-Vorbereitungen seien jetzt erforderlich, um den Zeitplan einhalten zu können, heißt es bei der Bahn.

Der geplante Umbau des Bahnhofs wird von mehreren Bürgerinitiativen vehement abgelehnt. Die Planungen der Bahn sehen vor, die beiden vorhandenen Bahnsteige der S-Bahn ostwärts Richtung Wilmersdorfer Straße zu verschieben, um so den Weg für Umsteiger zum dortigen U-Bahnhof zu verkürzen. Dafür müssten zahlreiche große Kastanien gefällt und der Grünstreifen entlang der Böschung beseitigt werden. Als Ersatz sind Neupflanzungen vorgesehen. Die Ausbaugegner halten es dagegen für ausreichend, wenn nur ein Bahnsteig „umgeklappt“ wird, so dass nur auf der vorhandenen Trasse gebaut werden müsste. Die Bäume blieben dann stehen. Für diese Variante spricht sich auch der Grünen-Abgeordnete Michael Cramer aus. Zudem, so Cramer, wäre diese Variante erheblich billiger. Der „große“ Umbau soll etwa 20 Millionen Euro kosten. 5 Millionen Euro davon müsste Berlin übernehmen.

Würde nur ein Bahnsteig verschoben, bliebe außerdem genug Platz, um den Bahnsteig bis unmittelbar an den U-Bahnhof zu rücken. Bei zwei Bahnsteigen mit zusammen vier Gleisen enden die Anlagen dagegen vor dem U-Bahnhof; für Umsteiger bleibt dann ein Fußweg von 78 Metern – gemessen jeweils an den Bahnsteigenden.

Viele Anwohner fürchten, dass diese auch vom Senat favorisierte Lösung die Nachteile beider Varianten vereinigt: Der Ausgang zur Windscheidstraße entfiele, der staub- und schallschluckende Grünstreifen zwischen der Trasse und der dichten Wohnbebauung rund um den Stuttgarter Platz verschwände, und das Umsteigen zur U-Bahn bliebe umständlich. Auch die notwendige Verbreiterung der Brücke über die Wilmersdorfer Straße lehnen die Anwohnerinitiativen ab.

Die S-Bahn will zwei Bahnsteige in Charlottenburg behalten, weil nur so ein pünktlicher Verkehr auf der gesamten Stadtbahn zu erreichen sei. Die vier geplanten Gleise ermöglichten es, bei Verspätungen oder Betriebsstörungen in Charlottenburg Züge enden und beginnen zu lassen. Auch für den Veranstaltungsverkehr vom Olympiastadion Richtung Zentrum sei die viergleisige Anlage erforderlich. Nur so könnten Züge von dort wieder sofort zum Olympiastadion zurückfahren.

Die Gegner halten dagegen die viergleisige Anlage in Charlottenburg für überflüssig, weil es mit den Stationen Westkreuz und Grunewald dann gleich drei Bahnhöfe hintereinander mit je zwei Bahnsteigen gebe. Westkreuz könne die Aufgaben Charlottenburgs jedoch aus betrieblichen Gründen nicht übernehmen, argumentiert die S-Bahn. Und würde man die Züge, die in Charlottenburg enden sollen, bis Grunewald verlängern, müsste der Senat als Besteller dieses Zusatzangebots im Jahr mehr als eine Million Euro Zuschuss an die S-Bahn zahlen.

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) steht hinter den Plänen der Bahn. S-Bahn-Chef Günter Ruppert hatte ihm das Betriebsprogramm vorgeführt und damit überzeugt. Nun hoffen die Mitglieder der „Bürgerinitiative Stuttgarter Platz“, dass sie Strieder bei einem für den 5. Juli geplanten Gesprächstermin doch noch umstimmen können.

Während der Bezirk die Umbaupläne der Bahn nur wenig beeinflussen kann, geht das Gezerre um die Ausgleichsmaßnahmen – und damit um die künftige Gestaltung des Stuttgarter Platzes – weiter. Die Mehrheit der Bezirksverordneten favorisiert einen Park in unmittelbarer Nachbarschaft des Bahnhofes. Dagegen empfiehlt Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU), das Areal zu bebauen und das Grün an anderer Stelle nachzupflanzen. Für den Park direkt am Bahnhof müsste der Bezirk zunächst für 15 bis 20 Millionen Euro Land kaufen, sagte Gröhler. „Ich werde der Bezirksverordnetenversammlung klar machen, dass diese Maximallösung nicht durchsetzbar ist.“ Mit einer Entscheidung rechne er erst nach der Sommerpause.

Sollte der Grünstreifen entlang der Bahn tatsächlich verschwinden, fürchten die Anwohner den Wegzug all derer, die sich Wohnungen in ruhigeren Gegenden leisten können. „Der Grünstreifen ist unverzichtbar“, heißt es bei der Bürgerinitiative, die auch eine begrünte Schallschutzwand nicht als Ersatz akzeptieren will.

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