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Berlin: Mitnahmeverbot: Empörung bei den Tierschützern

Für das Tierheim Lankwitz ist das Mitnahmeverbot von Kampfhunden in Bahnen und Bussen eine "Riesenfrechheit". Es werde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Hundebesitzer geschaffen, sagte Tierheim-Geschäftsführerin Carola Ruff.

Für das Tierheim Lankwitz ist das Mitnahmeverbot von Kampfhunden in Bahnen und Bussen eine "Riesenfrechheit". Es werde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft der Hundebesitzer geschaffen, sagte Tierheim-Geschäftsführerin Carola Ruff. Ausgeschlossen von der Mitfahrt sind von heute an die zwölf in der Hundeliste des Senats als gefährlich eingestuften Rassen. Andere größere Hunde müssen einen Maulkorb tragen, und kleine Vierbeiner bis zur Größe einer Hauskatze dürfen nur mit, wenn sie in "geeigneten Behältnissen auf dem Schoß" gehalten oder wie "Handgepäck oder Traglasten" untergebracht werden können. Bisher reichte es, wenn die Kampfhunde angeleint waren und einen Maulkorb trugen.

Warum die Beförderungsbedingungen verschärft worden sind, ließ sich gestern nicht klären. Sie gelten nun in allen 35 Betrieben des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Beim VBB heißt es, die Regelung sei auf Wunsch der Unternehmen verschärft worden. Die BVG dagegen argumentiert, sie sei mit der bisherigen Regelung zufrieden gewesen, und auch die S-Bahn teilte mit, von ihr sei die Initiative nicht ausgegangen.

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Die Mitarbeiter, vor allem die Busfahrer, erhalten nun eine Liste mit Abbildungen der Hunde "mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit", deren Mitnahme nun in allen VBB-Verkehrsmitteln ausgeschlossen ist. In Berlin sind dies die Rassen Pit-Bull, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier, Tosa Inu, Bullmastiff, Dogo Argentino, Dogue de Bordeaux, Fila Brasileiro, Mastin Espanol, Mastino Napoletano und Mastiff.

BVG-Sprecherin Barbara Mansfield sagte gestern, die BVG werde in den nächsten Tagen die Kontrolle "mit Augenmaß" vornehmen. Zunächst sollten die Mitarbeiter die Hundebesitzer bitten, in Zukunft nicht mehr mitzufahren. Nach einer Übergangszeit werde man aber bei Verstößen auch Hausverbote aussprechen oder die Polizei holen. Ähnlich wille sich die S-Bahn verhalten. sagte deren Sprecher Andreas Fuhrmann.

Der Tierschutzverein will jetzt prüfen lassen, ob dieses generelle Mitnahmeverbot rechtens ist. Es gilt bereits seit dem vergangenen Jahr in Zügen der Bahn AG. Auch Hamburg, wo ein Kind von einem Kampfhund tödlich verletzt worden war, hat eine ähnliche Regelung, wobei aber nach Angaben der Sprecherin des Hamburger Verkehrs-Verbundes, Gisela Becker, nur drei Rassen von der Mitfahrt ausgeschlossen sind (Pit-Bull, American Staffordshire Terrier und Staffordshire Bullterrier). Die anderen Hunde, die eine Gefährdung darstellen können, müssen einen Maulkorb tragen, und für alle Hunde gilt ein Leinenzwang. Ursprünglich war auch die Hamburger Liste länger. Sie sei aber nach heftigen Protesten geändert worden, sagte Becker weiter.

Vom Verbot betroffen seien alle Hundebesitzer, die kein Auto haben, klagt Ruff. "Wie sollen diese Leute jetzt zu weit entfernten Hundeauslaufgebieten kommen?", fragt sie. Für die Ostbezirke gebe es nur eine solche Möglichkeit - am Stadtrand in den Pankower Arkenbergen. Eine artgerechte Haltung der Tiere sei nun nicht mehr möglich. Die ersten Besitzer wollten ihre Tiere bereits einschläfern lassen - oder aussetzen. Ruff fordert die Hundebesitzer deshalb auf, solidarisch zu sein. Wer mit einem Auto ins Auslaufgebiet fahre, solle andere Hundebesitzer mitnehmen, appelliert sie.

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