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MODE: Lust am Laufsteg

Lynn Longendyke organisiert die Fashion Week und ist begeistert von Berlin: „Hier arbeiten alle so hart“

Zelten und Mode, das passt perfekt zusammen, findet Lynn Longendyke. Seit einer Woche werden sie aufgebaut, 3000 Quadratmeter große, weiße Zelte, die fast den gesamten Bebelplatz einnehmen. Lynn Longendyke ist Vizepräsidentin und internationale Produktionsleiterin der amerikanischen Eventagentur IMG und sorgt von New York aus dafür, dass in Los Angeles, Hongkong, Sydney, Miami und nun auch in Berlin zweimal im Jahr die Modebranche zelten geht.

Auch weil die Klischees stimmen, arbeitet die Amerikanerin besonders gern in Berlin: „Hier sind alle pünktlich und arbeiten hart“, sagt sie. „Sogar die Modenschauen beginnen ohne Verspätung, das ist sehr entspannend.“ Die Außenhülle steht bereits. Jetzt müssen nur noch 300 Strahler, 20 Lautsprecher, 21 Meter Laufsteg und Sitzplätze für mehr als 700 Gäste fertig aufgebaut werden.

Direkt vor dem Eingang zum Laufsteg leuchtet es hell aus einem Loch im Boden. Das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung wurde kurzerhand in die Vorhalle integriert. Touristen können durch einen Seiteneingang bis Sonntag nicht nur einen Blick auf die in den Boden eingelassenen leeren Bücherregale werfen, sondern auch auf das Modespektakel drum herum. Die Zugänglichkeit des Denkmals war eine der Bedingungen der Stadt an IMG, um den Bebelplatz drei Wochen lang komplett in Beschlag nehmen zu dürfen.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt klappe hervorragend, sagt Zach Eichman, Kommunikationschef bei IMG. Auch sein Schreibtisch steht in der New Yorker Zentrale. „Die Stadt nimmt das Thema Mode inzwischen sehr ernst, und wir versuchen gemeinsam, in Berlin eine internationale Modeplattform für Industrie, Handel und Tourismus zu schaffen.“ Immerhin ist es das erste Mal seit langer Zeit, dass es in Deutschland einen zentralen Ort gibt, wo Modefirmen ihre Kollektionen präsentieren können.

Rund hundert Leute arbeiten hier täglich daran, dass von der Mitte Berlins aus ab Donnerstag ein wenig Glamour in die Welt hinausgetragen wird. „Hier liegt der rote Teppich“, sagt Lynn Longendyke und zeigt auf das Pflaster des Bebelplatzes und dann weiter links hinter die Eingangstür: „Und hier werden die Fotografen stehen.“ Damit hat sie auch schon die wichtigsten Plätze rund um eine Modenschau benannt. Prominente wie die Schauspieler Heike Makatsch, Jessica Schwarz und Matthias Schweighöfer oder auch die Sängerin Annie Lennox gehören zu den geladenen Gästen.

Inzwischen ist sogar das Leitmedium der Mode, die deutsche „Vogue“, davon überzeugt: „Das wird was mit der Fashion Week.“ Daran glaubt auch Lynn Longendyke. „Es ist viel professioneller als beim ersten Mal, und auch das Interesse der Designer ist gestiegen.“

Dass IMG hier überhaupt eine Modewoche veranstaltet, begründet Zach Eichman mit all den Kreativen, die in Berlin arbeiten. „Wir könnten das hier nicht machen ohne die Qualität der Designer vor Ort.“ Labels wie Smeilinener und Sisi Wasabi nehmen immerhin schon zum dritten Mal an der Fashion Week teil.

Auf die Relevanz im internationalen Vergleich angesprochen, zieht sich Zach Eichman amerikanisch-charmant aus der Affäre: „Es ist ein bisschen früh, Berlin mit Paris und London zu vergleichen.“ Aber immerhin: „Berlin ist sowieso einzigartig.“

VOM WESTHAFEN

Am Donnerstag startet die dritte Mercedes- Benz Fashion Week – und zwar mit einer Schau im Westhafen. Hugo Boss lädt Einkäufer und Prominenz nach Wedding. Insgesamt zeigen bis Sonntag 31 Labels ihre Kollektionen, darunter sind 14 Berliner Designer.

ÜBER GLEISDREIECK Dann gibt es noch zwei Modemessen: Die Premium am Gleisdreieck mit 850 und die Stark im Umspannwerk in Prenzlauer Berg mit 80 Marken.

BIS ZUM LAFAYETTE

Auf der Friedrichstraße stellen Modemacher in Banken, Galerien und der „Galeries Lafayette“ aus. Auch Bread & Butter-Gründer Karl-Heinz Müller ist zurück. Er eröffnet am Donnerstag in der Neuen Schönhauser seinen Laden „14 oz“. gth

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